Trotz Fundingkrise: WeFox steigert Bewertung auf 4,5 Milliarden

Das Berliner Start-up WeFox ist jetzt 4,5 Milliarden Dollar wert, nachdem es 400 Millionen Dollar von Investoren einstreichen konnte. Dabei hatte das Insurtech sogar eine noch größere Finanzspritze anvisiert.

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10:07 Uhr | 12. Juli | 2022

Insurtechs geraten derzeit immer mehr unter Druck. Finanzierungsrunden fallen bescheidener aus, Inflation, Krieg und Zinsanstieg verschärfen das Marktumfeld. Mithin keine sonderlich gute Zeit für Start-ups – sollte man meinen. „Für Insurtechs ist die Zeit der Bewährung gekommen, ob sie sich am Markt halten können“, orakelte erst kürzlich Frank Grund, Exekutivdirektor der BaFin im Münchner Wirtschaftspresseclub.

Schließlich werden Wagniskapitalgeber angesichts der steigenden Zinsen vorsichtiger. Für Insurtechs ist das ein Problem, denn für sie hängt alles von anhaltenden und erfolgreichen Finanzierungsrunden ab. Der Zahlungsanbieter Klarna hat aktuell bereits 85 Prozent seines Werts verloren und hat damit seine Stellung als Europas wertvollstes nicht börsennotiertes Start-up eingebüßt. Wurde das Unternehmen vor einem Jahr noch mit über 45 Milliarden Dollar bewertet, sind es jetzt nur noch 6,7 Milliarden Dollar. Die Folge: Klarna kündigte einen massiven Stellenabbau an, jede zehnte Stelle wird gestrichen, 700 von insgesamt 7.000 Arbeitsplätze fallen damit weg.

Unternehmenswert um 50 Prozent gesteigert

Vor diesem Hintergrund überrascht die aktuelle Meldung vom Insurtech WeFox: Demnach sei es dem digitalen Versicherer tatsächlich gelungen, 400 Millionen Dollar bei Investoren einzusammeln, wie das Insurtech am Dienstag mitteilte. Zuvor machten bereits Gerüchte die Runde. Damit steigt die Bewertung der Plattform auf 4,5 Milliarden Dollar/Euro. „Der Anstieg unserer Bewertung auf 4,5 Milliarden Dollar ist eine klare Bestätigung unseres Geschäftsmodells“, so Julian Teicke, Geschäftsführer und Mitgründer von WeFox. Vor einem Jahr konnte WeFox in der weltweit höchsten Finanzierungsrunde für ein Insurtech 650 Millionen Dollar einstreichen. Die damalige Bewertung des Versicherers lag bei drei Milliarden Dollar.

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Die aktuellen Entwicklungen scheinen das Unternehmen selbst zu überraschen, schließlich kommt die Finanzierungsrunde „trotz turbulenter Zeiten in der europäischen Wirtschaft, insbesondere mit den Abwertungen von Tech-Unternehmen“ zustande, wie eine Unternehmenssprecherin schreibt. Angeführt wird die Finanzierungsrunde von Mubadala Investment Company. Eurazeo, LGT, Horizons Ventures und der kanadische Pensionsfonds OMERS Ventures seien ebenfalls beteiligt.

Anvisiertes Ziel verfehlt

Ursprünglich hatte das Unternehmen nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg angestrebt auf eine Bewertung von fünf bis sechs Milliarden Dollar zu kommen. Dennoch zeigt sich das Insurtech betont optimistisch: „Für dieses Jahr plant WeFox eine erneute Verdopplung mit einem Umsatzziel von 600 Millionen Euro“, gibt sich das Unternehmen zuversichtlich.

Nach eigener Aussage habe der Digitalversicherer im vergangenen Jahr 320 Millionen Dollar Umsatz gemacht, in den ersten vier Monaten dieses Jahres habe der Anbieter bereits über 200 Millionen Dollar umgesetzt.

Mit dem Funding wollen man das Geschäft ausbauen, zunächst innerhalb Europas. Der Markteintritt in die Niederlande stehe demnach kurz bevor. 2024 will WeFox dann den US-amerikanischen und asiatischen Markt in den Blick nehmen.

Prominente Neuzugänge

Davon kann Klarna derzeit nur träumen. Anfang Juni gab WeFox die Berufung der ehemaligen Klarna-Managerin Hanna Jacobsson in den Verwaltungsrat bekannt. Jacobsson war bis September 2020 beim kriselnden schwedischen Zahlungsanbieter als Chief Risk Officer tätig und hat den Absprung offensichtlich rechtzeitig geschafft.

Die prominenten Neuzugänge bei WeFox findet auch Branchenkennerin Sabine Brunotte bemerkenswert. Schließlich war der COO des Insurtechs, David Stachon, zuvor Chef beim Direktversicherer Cosmos Direkt und Peter Huber, vormals CEO bei der Zurich, ist seit Oktober 2021 neuer Chief Insurance Officer. „Für sie muss es gute Argumente gegeben haben, ihre berufliche Zukunft bei wefox zu suchen“, so Brunotte gegenüber procontra. (Lesen Sie hier den Hintergrundbeitrag „Die Wette WeFox“.)