Kfz-Versicherungsbeiträge im Vergleich
Unplausibele Schwankungen im 24-Stunden-Takt
13:02 Uhr | 13. Februar | 2023
Den Jojo-Effekt verbinden die Menschen normalerweise mit Crash-Diäten, nicht mit dem Schutz ihres Autos. Doch dem Verbraucherportal Finanztip zufolge gibt es rasante Berg- und Talfahrten auch bei den Beiträgen zur Kfz-Versicherung. Demnach soll der Preis für den identischen Tarif und die identische Person innerhalb von nur 24 Stunden um mehr als nur ein paar Euro variieren. „Das Risiko in der Autoversicherung hängt von vielen unterschiedlichen Merkmalen ab. Dass sich dieses Risiko täglich ändert – und damit auch schlagartig der Preis für die angebotene Versicherungsleistung – ist recht unplausibel“, findet Kathrin Gotthold, Versicherungsexpertin bei Finanztip.
Sie und ihr Team haben zwischen Ende Oktober bis Mitte Dezember 2022 die Preise hunderter Kfz-Versicherungstarife auf einem Vergleichsportal abgefragt. Die Namen der Versicherer, der Tarife und des Vergleichsportals werden dabei nicht genannt. „Die Preissprünge in unserer Untersuchung zeigen ganz deutlich, dass es neben den – adäquaten – Risikopreisen auch einen Verkaufspreis gibt, der stark schwanken kann“, sagt Gotthold.
Bei mehreren konkreten Tarifen soll die Beitragshöhe innerhalb weniger Tage sogar mehrfach hin und her gesprungen sein. Den Verbrauchern sei das mit Logik nicht zu vermitteln, findet man bei Finanztip. Denn anders als zum Beispiel bei Flügen oder auch Benzin würden die meisten Menschen davon ausgehen, dass sich der Beitrag im Wesentlichen aus dem Risiko ergebe, einen Schaden zu verursachen.
Exemplarisch listet Finanztip eine Grafik mit fünf Tarifen auf. In einem Extremfall sei der Beitrag für das identische Risiko (Kfz-Haftpflicht + Vollkasko) von einem auf den anderen Tag von 496 auf 661 Euro gestiegen. Diese Preissteigerung um 165 Euro (33 Prozent) fand in der ersten Novemberwoche, also auf dem Höhepunkt der Kfz-Wechselsaison 2022, statt. Anschließend blieb der Preis bis zum Ende des Untersuchungszeitraums konstant. Bei einem anderen Tarif wurden beispielsweise mehrere Ausschläge um fünf bis zehn Prozent nach oben und nach unten innerhalb nur weniger Tage verzeichnet.
Ob Makler bei den Preisvergleichen für ihre Kunden auf dieselben sprungartigen Beitragsunterschiede zurückgreifen können, geht aus der Untersuchung nicht hervor. Sollten diese „Jojo-Verkaufspreise“ nur für Vergleichsportale gelten, so treiben die Versicherer ihre Kunden, mit der Aussicht auf verhältnismäßig kräftige Ersparnisse, tendenziell in deren Arme. Bereits in der vergangenen Kfz-Wechselsaison konnten Vergleichsportale beim Marktanteil der „Wechsler“ kräftig zulegen, während Makler deutlich einbüßten.
Ein teurer Hebel: Dem Vernehmen nach verlangen Vergleichsportale verhältnismäßig hohe Provisionen für die Vermittlung von Kfz-Policen. So hoch, dass sich in den letzten Jahren zum Beispiel die Huk-Coburg-Gruppe aus eben diesem Grund von der Zusammenarbeit mit Vergleichsportalen abgewendet hat. Auch die Allianz Direct (damals Allsecur) war 2018 diesen Schritt gegangen. Seitdem waren die Vertragszahlen des Kfz-Versicherers derart eingebrochen, dass man die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr wieder aufnahm.