Kündigung mehrerer Mitarbeiter

Wefox bezieht Stellung

„Wefox muss sparen und streicht Stellen“, hieß es diese Woche in einem Exklusivbericht. Ein (tiefer) Kratzer im Wachstumsimage des Insurtechs? procontra fragte nach.

Author_image
15:02 Uhr | 02. Februar | 2023
Insurtech

Stellenabbau bei Wefox? Das Berliner Insurtech hat dafür eine Erklärung. | Quelle: Wefox

„Wir stellen mit Bedauern fest, dass in einigen deutschen Medien irreführende Falschnachrichten über Wefox kursieren. Wefox entlässt keine MitarbeiterInnen in einem außergewöhnlichen Umfang“, teilte am Donnerstag Fatih Aydin, externer Pressesprecher des Unternehmens, auf procontra-Nachfrage mit.

Höher, schneller, weiter – so lautet für gewöhnlich der Tenor von Presseartikeln über das Berliner Insurtech. Schließlich hat das Unternehmen, dass die gesamte Versicherungs-Wertschöpfungskette „10x besser“ machen will, in rund acht Jahren Tätigkeit mehr als eine Milliarde Euro an Investorengeldern eingesammelt. Nach der letzten Geberrunde im vergangenen Jahr erklärte Wefox selbstbewusst, die Firmenbewertung liege bei etwa 4,5 Milliarden US-Dollar. Auf der Internetseite prangt zudem das Ziel, bis 2023 der weltweit größte Insurance Player zu werden.

„Gewöhnliche Unternehmensentwicklung“

Doch in dieser Woche lautete eine Schlagzeile einmal ganz anders. „Wefox streicht Stellen“ titelte der Versicherungsmonitor und verbreitete seine Meldung zudem über den großen Publikumsarm Süddeutsche Zeitung. Unter Berufung auf Unternehmenskreise heißt es, das in halb Europa tätige Insurtech müsse sparen, allein die Ausgaben für Gehälter um etwa zwei Millionen Euro pro Monat senken. Stellenstreichungen seien die Folge.

So schätzte der Versicherungsmonitor, das rund 200 Arbeitsplätze wegfallen würden – relativ viel bei knapp 1.400 Beschäftigten. Zwar bestritt ein Sprecher gegenüber dem Medium etwas später die Zahl von zwei Millionen Euro monatlich. Ein Stellenabbau, der „weniger als zehn Prozent“ der Arbeitsplätze betreffe, wurde aber bestätigt.

Anzeige

Ein Kratzer am Wachstumsimage, den man bei Wefox auf procontra-Nachfrage so nicht stehen lassen möchte. „Der Zu- und Abgang von Personal ist Teil einer gewöhnlichen Unternehmensentwicklung“, sagte Aydin. Das hänge zum Beispiel mit Umstrukturierungen zusammen. Den betroffenen Personen würden aber von Weiterbildungsmaßnahmen bis Versetzungen in das Unternehmensnetzwerk von Wefox verschiedene Optionen angeboten. Es gebe aber weder Pläne noch Notwendigkeit zu sogenannten Massenentlassungen oder Kürzungen der Belegschaft, so der Pressesprecher weiter.

Wenig Konkretes

Wie viele Wefox-Mitarbeiter nun in einem Schwung gehen müssen, welche Standorte und Stellenprofile davon betroffen sind, dazu bat er um Verständnis, sich nicht äußern zu dürfen. Auch unsere Nachfrage, ob eine konkrete Summe eingespart werden soll und ob dies auf Wunsch der Investoren geschehe, blieb unbeantwortet.

Bereits in seiner Printausgabe 02/2022 hatte sich procontra ausgiebig mit dem Wefox-Modell auseinandergesetzt. Erst kürzlich berichtete zudem das Wirtschaftsmagazin Capital kritisch über die Wachstumsstrategie der Berliner. Im Kern steht dabei immer die Frage, ob Wefox wirklich bald die angestrebten technischen Innovationen und operativen Geschäftsgewinne liefern kann, die es stets angestrebt und den Investoren versprochen hat. Andernfalls droht ein sehr teurer Reinfall.