Gelegentlich landen folgende Fragen auf dem Tisch von Anlageschützern: „Seit vielen Jahren lege ich mein Geld in Investmentfonds an. Ich bin also nicht unerfahren im Umgang mit Fondsprodukten. Dennoch war ich überrascht, als mein Fondsberater mir letzte Woche einen Umbrella-Fonds zum Kauf angeboten hat. Was verbirgt sich hinter diesem Produkt? Welche Risiken sind mit dieser Anlageform verbunden?“
Ein Schirm mit mehrere Unterfonds
Die Antwort gibt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin bei der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW, dem ratsuchenden Anleger: „Die Idee der Umbrella-Fonds stammt ursprünglich aus Großbritannien. Unter einem Umbrella-Fonds versteht man ein übergeordnetes Fondskonzept, unter dessen „Umbrella = Schirm“ sich mehrere Unterfonds befinden. Der Unterschied zum Dachfonds besteht darin, dass die Unterfonds alle von derselben Investmentgesellschaft gemanagt werden. Der Anleger entscheidet selbst, in welche der Unterfonds er einsteigen will. Beim Dachfonds wird diese Entscheidung vom Fondsmanagement übernommen. Der Wechsel von einen zum anderen Fonds ist unter dem Umbrella ohne erneute Zahlung eines Ausgabeaufschlages möglich.“
Anleger müssen sich informieren
Mit Blick auf die Risiken rät die Anlageexpertin „Sollte Ihr Umbrella-Fonds beispielsweise verschiedene Länderfonds zusammenfassen, ist es wichtig, sich jederzeit über die wirtschaftliche Entwicklung der Länder, die der Anlagepolitik zugrunde liegen, zu informieren. Nur so lassen sich die Vorteile eines Umbrellas wirklich nutzen. Diese Fondsart eignet sich also vor allem für Anleger, die sich zwar in einem bestimmten Bereich finanziell engagieren wollen, denen es aber zu aufwändig ist, sich über jedes einzelne Unternehmen zu informieren.“
Tatsächlich sind Umbrella-Fonds eine eher unbekannte Variante aus der Familie der Investmentvermögen. Auch die Namen der Anbieter sind vielen Menschen nicht geläufig. Beispiele sind laut dem Informationsanbieter Morningstar Barings International Fund Managers, Fiera Capital, Hansainvest, JO Hambro Capital Management Funds und Mediolanum International Funds. Die meisten Anbieter haben ihren Hauptsitz in Irland.
Eine breite Auswahl ist wichtig
Ein Grund hierfür ist häufig die Regulierung. Denn in Irland können Produkte leichter im OGAW-Mantel aufgelegt und europaweit vertrieben werden. OGAW steht für bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren und ist eine EU-Richtlinie, die spezielle Anforderungen an Fonds und ihre Verwaltungsgesellschaften definiert. Die englische Abkürzung der Richtlinie lautet UCITS.
Berater, die einen Umbrella-Fonds für einen Kunden als geeignet ansehen, sollten deutlich machen, dass der Anleger selbst für die Fondsauswahl verantwortlich ist. Berater können und sollten hier allerdings ihre Hilfe anbieten – sofern sie ihrerseits über das notwendige Anlagewissen verfügen. Generell empfehlenswert ist eine breite Auswahl an Unterfonds. Ein gut diversifizierter Umbrellla-Fonds sollte mit seinen Unterfonds alle großen Märkte abdecken. Nur dann hat der Anleger ausreichend Möglichkeiten, Anpassungen vorzunehmen und kann flexibel auf wirtschaftliche Ereignisse reagieren.
Nützliches Tool: BaFin-Datenbank
Nützlich kann in diesem Zusammenhang ein Blick in die Datenbank der Finanzaufsicht BaFin sein. Dort finden Finanzberater und ihre Kunden unter anderem eine Liste aller Publikumsinvestmentvermögen, die in Deutschland an Privatanleger vertrieben werden dürfen. Die Liste umfasst Fonds auf Grundlage der OGAW-Richtlinie. Laut BaFin enthält die Aufstellung sowohl Einzelfonds als auch Fonds, die Bestandteil einer Umbrella-Konstruktion sind. Die Suche nach einem Fonds ist über dessen Namen im Suchfeld „Fonds“ möglich. Es erscheint die Ergebnisliste. Natürlich kann auch der Namen eines Umbrella-Fonds in die Suchmaske eingegeben werden. Ein Klick auf den Namen des Umbrella-Fonds zeigt dann alle seine Unterfonds.