Assekurata-Marktstudie

So steigen die Überschüsse bei den Lebensversicherern

Erneut hat das Kölner Ratinghaus Assekurata die Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer unter die Lupe genommen. Trotz verbesserter Zinssituation für die Kunden glaubt man nicht an eine Rückkehr der Klassik.

Author_image
15:02 Uhr | 23. Februar | 2023
Reiner Will

Bremste die Erwartung an stark steigende Überschussbeteiligungen: Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will | Quelle: Assekurata

Gute Nachrichten für Besitzer von Lebensversicherungen: Zum ersten Mal seit 15 Jahren haben die Versicherer ihren Kunden wieder steigende Zinsen gutgeschrieben – das zeigt die 21. Marktstudie „Überschussbeteiligungen und Garantien 2023“ der Kölner Ratingagentur Assekurata, die diese am Donnerstag vorstellte.

Damit profitieren auch Lebensversicherungskunden wieder von den gestiegenen Kapitalmarktzinsen. „Die aktuelle Deklarationsrunde der Lebensversicherer steht damit erstmals seit langer Zeit wieder im Zeichen steigender Marktzinsen“, sagte Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. „Allerdings spiegeln sich diese in den Überschussbeteiligungen erst allmählich wider.“ Das heißt: Kunden sollten für die nahe Zukunft keine allzu großen Erwartungen an steigende Überschussbeteiligungen haben. 

Nur noch 13 Anbieter von Klassik-Produkten

Wer heutzutage eine klassische private Rentenversicherung abschließt, bekommt im Durchschnitt eine Überschussbeteiligung von 2,26 Prozent ausgezahlt – im vergangenen Jahr waren es noch 2,15 Prozent. Bei der Basisrente stieg die durchschnittliche Überschussbeteiligung von 1,88 auf 1,95 Prozent. Bezieht man alle klassischen Produktarten ein, kommt man im Neugeschäft auf eine durchschnittliche Überschussbeteiligung von 2,22 Prozent (Vorjahr: 2,13 Prozent).

Allerdings haben sich aufgrund des derzeitigen Höchstrechnungszinses von 0,25 Prozent viele Versicherer aus dem Klassik-Geschäft zurückgezogen, nur noch 13 Versicherer betreiben überhaupt Neugeschäft.

Anzeige

Doch auch im Bestand stiegen die Überschussbeteiligungen wieder an. Bei Tarifen mit einem Garantiezins von 1,25 Prozent liegt die laufende Verzinsung bei 2,14 Prozent, nachdem sie 2022 noch im Durchschnitt bei 2,01 Prozent rangierten. Insgesamt 13 Unternehmen hatten die laufende Verzinsung zuletzt erhöht, 22 Lebensversicherer hielten sie zumindest konstant. Abgesenkt wurde die laufende Verzinsung hingegen von keinem Unternehmen. Die größte Erhöhung wies mit einer Erhöhung von 0,5 Prozentpunkten die Öffentliche Braunschweig auf, die höchste laufenden Verzinsung bietet – wie bereits in den Vorjahren – die Ideal.

Dass sich der abrupte Zinsanstieg am Kapitalmarkt nicht eins zu eins bei den Überschussbeteiligungen niederschlägt, ist den Eigenschaften des Geschäftsmodells geschuldet“, erläuterte Will. „Einerseits dauert es viele Jahre, bis der höhere Marktzins in der Kapitalanlage von Lebensversicherern ankommt, andererseits sind durch die Zinswende stille Lasten in den Bilanzen entstanden.“ Die Zurückhaltung vieler Versicherer in der Überschusspolitik ist aus Sicht des Assekurata-Geschäftsführers deshalb nicht besonders verwunderlich.

Keine Beteiligung an Bewertungsreserven

Die stillen Lasten, also der Wertverlust der festverzinslichen Wertpapiere in den Büchern der Versicherer, schlagen sich auch in der Beteiligung an den Bewertungsreserven nieder, die die Kunden zusätzlich zur Überschussbeteiligung gewährt bekommen. „Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kommt bei den meisten Anbietern zum Vertragsende allerdings keine weitere Beteiligung an den Bewertungsreserven mehr hinzu“, bemerkte Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Hier wirken sich die stillen Lasten der Zinsanlagen in den Büchern der Lebensversicherer unmittelbar aus, wodurch häufig keine zu verteilenden Bewertungsreserven mehr vorhanden sind.“

Untersucht wurden von Assekurata auch die Tarife der sogenannten Klassik. In diesen verzichten die meisten Versicherer darauf, die eingezahlten Beiträge vollständig zu garantieren. Stattdessen sind die meisten Tarife mit einer reduzierten Bruttobeitragsgarantie ausgestattet, die derzeit in der Regel bei 90 Prozent liegt. Bei den hier 21 untersuchten Versicherern lag die laufende Verzinsung im Neugeschäft bei durchschnittlich 2,19 Prozent (Vorjahr: 2,05 Prozent). Auch hier zeige sich jedoch, dass die Überschüsse nicht so schnell wie der Marktzins steigen, „da die Sparprozesse hier ebenfalls langfristig ausgerichtet sind“, so Heermann.

Dass die steigenden Überschussbeteiligungen zu einer Renaissance der Klassik führen werden, glaubt Assekurata-Geschäftsführer Will nicht. Grund ist die hohe Inflation, die derzeit eine positive Realverzinsung bei garantiebasierten Produkten nicht zulasse.

Schlechtestes Jahr für Inhaber von Indexpolicen

Die meisten Versicherer setzen im Neugeschäft hingegen verstärkt auf Indexpolicen sowie Fondspolicen. Bei Indexpolicen können die Kunden mit ihrer Überschussbeteiligung an der Wertentwicklung eines Aktienindex partizipieren.

Das Börsenjahr 2022 sorgte für die Kunden allerdings für Ernüchterung. Lediglich zwei Anbieter – die Axa sowie die Deutsche Ärzteversicherung – konnten ihren Kunden zumindest eine leicht positive Rendite gutschreiben, allen anderen Gesellschaften gelang dies nicht. „Damit war 2022 in Bezug auf die gutgeschriebenen Renditen das historisch bisher schlechteste Jahr für Inhaber von Indexpolicen“, heißt es in der Studie. 

Auch Fondspolicen mit Garantien wurden erstmals von Assekurata in die Studie miteinbezogen. Hier lag die laufende Verzinsung 2,1 Prozent (arithmetischer Durchschnitt). Dieser gilt allerdings nur für den Teil der Beiträge, der in das Sicherungsvermögen des Anbieters fließt. Die höchste laufende Verzinsung lag bei den 20 untersuchten Versicherern bei 2,65 Prozent, die niedrigste bei 1,35 Prozent.