Deutsche Familienversicherung: Überraschender CareFlex-Ausstieg trübt gute Laune nicht

Vom InsurTech wandelt sich die Deutsche Familienversicherung zum Versicherungskonzern: In diesem Jahr sollen die nötigen Anträge gestellt werden, um auch als Kranken-, Sach- und Lebensversicherer Angebote machen zu können.

14:01 Uhr | 21. Januar | 2021

„Wir sind eine Perle im deutschen Markt!“ – so beschreibt der Gründer und CEO der Deutschen Familienversicherung (DFV) Dr. Stefan Knoll bei einer Pressekonferenz die Position seiner Versicherung, die zwar kein Startup mehr sei, aber „bis zum Ende meiner Tage ein InsurTech bleiben wird“. Diese Zahlen des vergangenen Jahres stimmten den CEO euphorisch: Mit 90.389 Neuverträgen (Vorjahr: 100.034) und einer Steigerung der Brutto-Beiträge um 26,2 Prozent auf knapp 115 Millionen Euro sieht sich das Unternehmen weiterhin auf Kurs, der Vertragsbestand wuchs auf rund 553.000 Verträge (knapp 36.000 Verträge gehören hierbei jedoch zum Elektronikversicherungsgeschäft, von dem sich die DFV getrennt hat). Der Wermutstropfen: Der Ausstieg aus dem Pflegeversicherungs-Konsortium „CareFlex Chemie“ und der Corona-bedingte Ausfall des Geschäfts mit Auslandskrankenversicherungen.

Der große Wurf "CareFlex" ging daneben

Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand der erst drei Wochen alte Ausstieg der DFV aus der „CareFlex Chemie“: Die Tarifpartner der Chemie-Industrie hatten 2019 die bundesweit erste branchenweite betriebliche Pflegezusatzversicherung geschaffen. 430 000 Tarifbeschäftigte können so durch den Arbeitgeber gegen das Pflegerisiko abgesichert werden – ohne Gesundheitsprüfung. Obwohl die DFV zu den „Erfindern“ dieses Angebotes gehörte, stieg man zwischen den Feiertagen 2020 überraschend aus dem Konsortium aus. Grund war eine fehlende Einigung mit der BaFin über die zu erreichende Mindestverzinsung. „Aus der Traum vom großen Wurf“ titelte die FAZ. CEO Knoll selbst bezeichnete den Ausstieg als „die große Enttäuschung 2020“ und als „mental belastend“, man bleibe aber als Rückversicherer der CareFlex Chemie verbunden. Und: Zwar werde man in Zukunft wohl keine Kooperation dieser Größenordnung vorantreiben, die Idee von CareFlex wolle man aber in Zukunft beispielsweise auf mittelgroße Firmen übertragen.

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Ehrgeizige Vertriebsziele

Dass 2020 kein gutes Jahr für Auslandskranken-Versicherungen war, spürte auch die DFV, das Geschäft brach ein. Aber, so der CEO, auch dies habe nichts daran ändern können, dass sein InsurTech voll im Plan liege: Mit einem Verlust von knapp unter 10 Millionen Euro in 2020 sei man zu 100 Prozent im Bereich der Prognosen und mittlerweile würden 98 Prozent der Kunden- und Vertriebskommunikation über das Online-Portal abgewickelt werden, was maßgeblich dazu beitragen soll, dass sich der Verlust in diesem Jahr halbiert – bei angepeilten 100.000 neuen Verträgen.

Zukunftspläne bleiben wegen Konkurrenzangst vage

Deutlich wortkarger wurde Dr. Stefan Knoll bei den Fragen nach neuen Produkten in diesem Jahr: Man werde für den geplanten Kranken- und Sachversicherer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Zulassungsanträge bei der BaFin stellen, für den geplanten Lebensversicherer sei dies erst gegen Ende des Jahres vorgesehen. Aber wie genau die geplanten Produkte aussehen werden, ließ der CEO auch auf Nachfrage offen: „Ich will ja meine Konkurrenz nicht auf alles mit der Nase stoßen“, erläuterte Knoll und unterstrich den selbstbewussten Anspruch seines Unternehmens gegenüber den traditionellen Versicherungskonzernen: „Die haben mehr Vergangenheit als Zukunft und wir nur Zukunft.“

In Österreich soll Auslands-Markt getestet werden

Die Zukunftsfähigkeit der DFV soll in Bälde auch in Österreich getestet werden, dort gehe man in diesem Jahr mit einem ersten Angebot auf den Markt – weitere Einzelheiten bekamen die Konferenzteilnehmer nicht genannt. Der Gang nach Österreich habe keine wirtschaftlichen Gründe, es ginge vielmehr darum, den Eintritt in europäische Märkte im kleinen Rahmen zu erproben, war Knoll nur zu entlocken.