Nach der Krise ist vor der Krise. Oder doch mittendrin? Schon in der Vergangenheit haben insbesondere die Krisen von weltweitem Ausmaß unser Leben und unsere Gesellschaft geprägt, z.B. „9/11“ oder die „Subprime-Krise“ 2008. Doch gefühlt waren wir noch nie so lange im „Krisenmodus“ wie jetzt. Seit Anfang 2020 gleiten wir quasi von einer Krise in die nächste: Corona, Ukraine-Krieg, Klimakatastrophen, Inflation etc.
Das Positive daran: Bisher haben wir es immer wieder geschafft, gestärkt aus solchen Krisen hervorzugehen. Nicht nur wir als Gesellschaft, sondern auch die Versicherungswirtschaft und insbesondere der Vertrieb. Die Versicherungsbranche ist eigentlich prädestiniert für Krisen, denn sie bietet Sicherheit und Beständigkeit. Und so kann man sagen, dass die Branche beispielsweise die ersten Corona-Monate verhältnismäßig unbeschadet überstanden hat.
Wer die neuen Gegebenheiten und technischen Möglichkeiten für sich genutzt hat, konnte sogar einen großen (Umsatz-)Sprung nach vorne machen. Doch wie lange geht diese Entwicklung weiter? Hier sehe ich doch langsam ein paar Wolken am Horizont. Die Zeiten explodierender Inflation gehen an Versicherungen nicht spurlos vorbei und werden unweigerlich zu Preisanpassungen führen. Steigende Zinsen bringen zwar Entlastung für die Bilanzen, setzen aber die Börsen unter Druck und lassen das „Tafelsilber“ stille Reserven schwinden.
Und wenn man insbesondere das untere Einkommensdrittel der Bevölkerung fragt, ob sie lieber für ihr Alter vorsorgen oder ihre Wohnung heizen, dann ist die Antwort vermutlich klar. Doch nicht nur die Umsatzentwicklung gerät unter Druck – der Fachkräftemangel wird auch die (Personal-)Kosten in ungeahnte Höhen treiben. In dieser Gemengelage wird sich vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren die Spreu vom Weizen trennen und sich zeigen, wer tatsächlich Krise kann.