Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens angekommen. Als Verfechter der Versicherungsbranche stellt sich für mich jedoch die Frage: Ist das auch schon der Assekuranz in Fleisch und Blut übergegangen? Denn unter den Stichworten „Impact Investing“ und „Impact Insuring“ hat die Branche die einmalige Chance, ihren Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft positiv zu nutzen – und gleichzeitig Schäden zu vermindern, eine klassische Win-win-Situation also.
Stichwort Impact Investing: Die Branche sollte hier ihrer Rolle als größter institutioneller Investor mit knapp 1.700 Milliarden Euro Kapitalanlagen gerecht werden und proaktiv den Wandel vorantreiben. Denn wenn Unternehmen merken, dass sie durch nachhaltiges Verhalten für Investoren attraktiver werden, überzeugt sie das vielleicht noch etwas schneller von diesem Weg.
Mangel an Kreativität
Ähnlich erscheint das auch für den Bereich der Produktgestaltung beziehungsweise des Underwritings. So beschränken sich zum Beispiel die wenigen Ausschlüsse vorrangig auf den Bereich Kohleminen und -kraftwerke (häufig sogar erst vollständig nach Ende des Kohleausstiegs im Jahr 2038).
Bei der Produktgestaltung bezieht sich das Angebot bisher zumeist auf Mehrleistungen bei dem Ersatz durch klimafreundliche Geräte in der Hausratversicherung, Reparatur statt Ersatz oder dem Pflanzen des obligatorischen Baumes bei Vertragsabschluss. Das geht in die richtige Richtung, lässt jedoch ein wenig die nötige Kreativität vermissen.
Denn die Branche hat es schon einmal getan: Durch die Verpflichtung zum Einbau von Feuerlöschanlagen hat sie viele Menschen vor Schäden bewahrt und die Gesellschaft etwas besser und sicherer gemacht. Schafft die Assekuranz das nun auch bei dem Thema Nachhaltigkeit oder verpasst sie eine einmalige Chance?