Schadenfall der Woche
Sommerzeit ist Ungezieferzeit. Seien es nun Ameisen, die vom Balkon durch das Wohnzimmer und bis in die Küche gekrabbelt kommen, Mücken, die unbescholtenen Bürgern in den warmen Nächten den letzten Schlaf rauben oder Motten, die sogar ganzjährig ihr Unwesen zwischen Mehl und Backpulver treiben. Von Silberfischen, Kakerlaken, Mäusen und Ratten mal ganz abgesehen. Und: Wer einmal das Interesse der unliebsamen Besucher geweckt hat, den lassen sie so schnell nicht mehr in Ruhe. Typ: Impertinenter Gast, der kurz vor Mitternacht auch nach dem achten ostentativ lauten Gähnen des Gastgebers partout nicht gehen will.
Aber was tun? Kammerjäger? Sicher sinnvoll, aber teuer und auch nicht in jedem Fall angemessen. Manchen schwören auf ätherische Öle, deren Geruch die Plagegeister in die Flucht schlagen soll, aber wenig erfolgversprechend im Kampf gegen das Endgegner-Geschmeiß. Fliegengitter? Leider optisch kein Gewinn. Jedwede Einflugschneise abdichten, Fenster und Türen geschlossen halten? An Hundstagen, vor allem während der etwas kühleren Nächte, ist das auch keine Option und eher Grund zur Flucht für Mieter und Eigenheimbesitzer denn für Milben und anderes Getier.
Möglicherweise war es die schiere Ausweglosigkeit der Situation, die einen Mann im brandenburgischen Rathenow (Havelland) zur Verzweiflungstat schreiten ließ: Er soll nämlich Gas in die Kanalisation geleitet haben, um dem Ungeziefer den Garaus zu machen, wie er anschließend den von Zeugen alarmierten Polizeibeamten gegenüber erklärt haben soll. Das berichten zahlreiche Medien, unter ihnen der RBB.
Wie er es geschafft hat, das Gas in den Gulli zu leiten, ist nicht bekannt. Nur so viel: Durch das Gas kam es zu einer veritablen Explosion. Sowohl der Kanaldeckel auf dem Tatort-Grundstück als auch die Kanaldeckel auf zwei Nachbargrundstücken sollen dabei mehrere Meter durch die Luft geschleudert worden sein. Verletzt wurde wohl niemand, ob das auch auf das Ungeziefer zutrifft, ist allerdings nicht bekannt.
Wer sich nun fragt, wie man überhaupt auf die Idee kommt, derart fantasievoll Ungeziefer verbannen zu wollen, dem sei gesagt: nicht nüchtern. Der Mann habe 1,36 Promille gehabt und hat nun neben den Schädlingen auch eine Anzeige wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion am Hals.