Initiative für finanzielle Bildung

Bundesregierung gründet Lernplattform für Finanzwissen

Mit dem Wissen der Deutschen rund um Finanzen ist es nicht sonderlich gut bestellt. Daran soll sich etwas ändern: Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger haben eine Finanzbildungsstrategie vorgestellt.

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14:03 Uhr | 24. März | 2023
Finanzminister Christian Lindner

Will das Finanzwissen der deutschen Verbraucher auf Vordermann bringen: Finanzminister Christian Lindner. | Quelle: omer messinger/freier fotograf

Als die Schülerin Naina vor mittlerweile acht Jahren in einem Twitterpost das fehlende schulische Angebot in Sachen Wirtschaft und Finanzen kritisierte, war das Echo groß. „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“, schrieb damals die Kölner Schülerin. Die Politik reagierte prompt – verbal. Passiert ist seitdem hingegen wenig.

Das soll sich nun ändern. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) haben eine Finanzbildungsstrategie entwickelt, deren Eckpunkte sie nun vorgestellt haben. Demnach wollen sie eine zentrale Plattform für Finanzbildung mit entsprechenden Lernangeboten schaffen. „Zur vollen gesellschaftlichen und ökonomischen Teilhabe gehört es, dass jede und jeder individuell für sich kompetente finanzielle Entscheidungen treffen kann“, sagt Lindner.  Von den ersten Vertragsentscheidungen über die Steuererklärung bis hin zur Altersvorsorge soll das Bildungsangebot alle relevanten Themen abdecken.

Es handele sich um „eine Frage der Chancengerechtigkeit“, erklärt Bildungsministerin Stark-Watzinger. „Wir brauchen Lernangebote, die über Verbraucherinformationen hinausgehen und die Menschen in die Lage versetzen, Wissen über finanzielle und wirtschaftliche Zusammenhänge zu erwerben und im Alltag anzuwenden. Den eigenen Handyvertrag zu verstehen, gehört genauso dazu, wie die Altersvorsorge früh in die Hand zu nehmen.“

Verbraucher sollen befähigt werden, kompetente und abhängig von der eigenen Lebenssituation sinnvolle Anlage-, Kredit- und Versicherungsentscheidungen zu treffen. Ein weiteres Ziel des Vorhabens: die Teilhabe der Deutschen am Finanzmarkt zu stärken und dabei die Finanzmarktstabilität zu sichern. Darüber hinaus soll auch die Forschung zur finanziellen Bildung ausgebaut werden – was das konkret heißt, ist jedoch noch unklar.

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW will nicht erst auf die politische Umsetzung der Initiative warten und offeriert seine Unterstützung: „Viele Mitglieder des Verbands sind bereit, in Schulen oder anderen Einrichtungen finanzielle Grundlagen zu vermitteln – ohne Vertriebsinteresse“, versichert AfW-Vorstand Frank Rottenbacher. „Wir freuen uns daher auf einen vorurteilsfreien und konstruktiven Dialog mit vielen Initiativen, damit auch die unabhängigen Finanzberater ihren Beitrag leisten.“

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Bildungsoffensive gegen unseriöse Finfluencer

Was passiert, wenn Verbraucher über kein grundlegendes Finanzwissen verfügen, zeigt sich immer wieder: Finanz-Influencer, sogenannte Finfluencer, haben schon längst die sozialen Netzwerke erobert – und bringen ihre Follower durch falsche Tipps um ihr Erspartes. Gerade jüngere Menschen informieren sich über Finanzthemen gerne über soziale Medien und Podcasts. Demnach sind Social-Media-Kanäle für über ein Drittel der 25 bis 34-Jährigen die erste Wahl, wenn es um die Finanzbildung geht. Knapp die Hälfte der 18 bis 24-Jährigen folgt Finfluencern.

Die BaFin warnt in regelmäßigen Abständen vor Anlagetipps in den sozialen Netzwerken und Medien. Zwar gebe es durchaus seriöse Informationsangebote rund um Geldanlage und Finanzthemen, allerdings kursieren auch unzählige fehlerhafte Anlagetipps. Nicht jeder Finfluencer kenne sich gut genug mit der Materie aus. Wer ihnen blauäugig vertraue, riskiere Kapitaleinbußen bis hin zum Totalverlust. „Finanzielle Bildung trägt dazu bei, dass Verbraucher Risiken besser einschätzen können und ihr Vertrauen in die Finanzmärkte steigt“, erklärt Christian Bock, Verbraucherschutzbeauftragter der BaFin, anlässlich der aktuellen Finanzbildungsoffensive.

Die Frage ist nur: Wie will die Bundesregierung es schaffen, dass sich mehr Menschen für Finanzbildung überhaupt erst einmal interessieren. Denn: Wer bereits den Fokus auf das Thema gesetzt hat, findet durchaus gute bereits bestehende Bildungsangebote im Internet. Das, was diese Angebote allerdings eint: Verbraucher müssen in der Lage sein, solide und fundierte Angebote von unseriösen zu unterscheiden. Hier setzt die Initiative an. Allerdings könnte es ein noch sinnvollerer Ansatzpunkt sein, ein verpflichtendes Schulfach einzuführen, in dem wirtschaftliche Grundlagen vermittelt werden. So wie es die FDP auch tatsächlich in ihrem Wahlprogramm gefordert hat. In den Koalitionsvertrag indessen hat es das Vorhaben nicht geschafft.