Aktuelle Studie

Trübe Aussichten für Finfluencer?

Vor Finanz-Influencern wird immer wieder gewarnt. Tatsächlich traut auch nur eine Minderheit den oftmals selbsternannten Experten über den Weg. Der Grund: mangelndes Vertrauen in die Expertise. Hier können ausgebildete Finanzberater ansetzen.

Author_image
13:07 Uhr | 28. Juli | 2022
Finfluencerin

Nur eine Minderheit traut sogenannten Finfluencern über den Weg. Hier können ausgebildete Finanzberater ansetzen. | Quelle: GettyImages

Jüngere Menschen informieren sich über Finanzthemen gerne über soziale Medien und Podcasts. Was schon länger vermutet wird, beweist nun eine aktuelle Studie. Demnach sind Social-Media-Kanäle für über ein Drittel der 25 bis 34-Jährigen (37 Prozent) die erste Wahl, wenn es um die Finanzbildung geht. Nicht ganz die Hälfte (41 Prozent) der 18 bis 24-Jährigen folgt Finanz-Influencern, sogenannten Finfluencern.

Wer nun denkt, die Vormachtstellung der oftmals selbst ernannten Finanzexperten sei damit besiegelt, irrt, denn nur ein Fünftel der Befragten würde bei einer Entscheidung bezüglich finanzieller Themen tatsächlich auf Social-Media-Tipps zurückgreifen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Finfluencer werden als unseriös wahrgenommen, 65 Prozent aller Befragten misstrauen ihnen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Verbraucherkreditplattform Younited.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller Befragten gibt als Grund dafür die mangelnde Expertise der Influencer an. Weitere Gründe sehen die Studienteilnehmer im Interessenskonflikt zwischen Information und bezahlter Werbung (44 Prozent) sowie einer unverständlichen Aufbereitung des Finanzwissens (13 Prozent).

Wer haftet bei Kapitaleinbußen und Totalverlust?

Und auch die BaFin warnt in regelmäßigen Abständen vor Anlagetipps in den sozialen Netzwerken und Medien. Zwar gebe es durchaus seriöse Informationsangebote rund um Geldanlage und Finanzthemen, allerdings kursieren auch unzählige fehlerhafte Anlagetipps. Nicht jeder FinFluencer kenne sich gut genug mit der Materie aus. Wer ihnen blauäugig vertraue, riskiere Kapitaleinbußen bis hin zum Totalverlust.

Anzeige

Hohe Zustimmungswerte wie eine große Fan-Gemeinschaft oder eine hohe Anzahl an Likes und positiven Kommentaren seien kein Garant für seriöse Ratschläge. Zumal es ein Leichtes sei, Zustimmungsquoten zu manipulieren.

Und eines dürfen Verbraucher nicht vergessen: Die angebotenen Tipps wirken nur als seien sie kostenlos, FinFluencer finanzieren sich jedoch häufig mittels einer Vermittlungsprovision. Diese erhalten sie von jenen Unternehmen, zu deren Anlageprodukten sie raten. Ein nicht ganz unabhängiges Vergütungsmodell, dass Anleger unbedingt im Hinterkopf behalten sollten.

Makler sollten ihre Kunden auf die fehlende Haftung der vermeintlichen Finanzexperten hinweisen. „Dass er für den entstandenen Schaden gerade steht, wird der Finfluencer sicher nicht unterschreiben. Aber genau das macht der Berater: Er haftet“, erklärt Versicherungsmakler und Buchautor Bastian Kunkel, der mit YouTube-Videos und Blogs seine Follower über versicherungsrelevante Themen informiert.

Einen positiven Nebeneffekt gibt es zudem: Manche Kunden kommen erst durch den Auftritt eines Finfluencers auf ein bestimmtes Thema, über das sie sich im Anschluss bei einem seriösen Berater informieren. „Ich erlebe es immer wieder, dass Kunden durch Finfluencer auf eine bestimmte Spur gebracht werden. Daraufhin buchen sie bei mir einen Termin, um sich dazu beraten zu lassen“, so Versicherungsmakler Patrick Hamacher. Außerdem könnten Finanzberater einfach selbst im Netz Präsenz zeigen und so zu Finfluencern werden, die mit fundiertem Wissen überzeugen.