Für Kryptofans war 2023 kein leichtes Jahr. Ein Skandal jagte den nächsten. Ob der Geldwäschevorwurf bei Coinbase, die Insolvenzen von Kryptoplattformen wie Celsius oder die FTX-Pleite – die Kurse haben stark gelitten. Um über 60 Prozent ist der Wert der zwei größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum im vergangenen Jahr abgeschmiert.
Das Vertrauen in die digitalen Assets hat schwer gelitten – sollte man meinen. Doch weit gefehlt: Nach wie vor vertraut die Mehrheit der Kryptoanleger den hochspekulativen Vermögenswerten. Laut einer Erhebung des Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG würden zwei Drittel der Befragten ihre Kryptoassets als „eher sicher“ einstufen. Und über 80 Prozent der Befragten planen, ihr Geld auch weiterhin in die digitalen Währungen zu stecken. Die meisten der 2.000 Umfrageteilnehmer haben mehr als 10.000 Euro investiert, haben einen hohen Bildungsabschluss und ein über dem Durchschnitt liegendes Bruttoeinkommen von 4.800 Euro im Monat.
Doch ihr Vertrauen ist riskant. Zumal Bitcoin und Co. stärker reguliert werden sollen, was den Wert der Token abermals schmälern könnte. Zumal die Nachfrage sinken könnte angesichts der erneut anstehenden Anhebung des Leitzinses. Durch die Zinswende wird Fremdkapital kostspieliger, Unternehmen investieren weniger, das Wirtschaftswachstum sinkt, die Aussicht auf Unternehmensgewinne trübt sich, die Aktienkurse fallen.
Krypto-Anleger: Opfer des Concorde-Effekts?
Warum also wenden sich diejenigen, die bereits in die Cyber-Devisen investiert haben, nicht ab und versuchen ihr Glück in weniger volatilen Geldanlagen? Ein Grund könnte die Sunk Cost Fallacy sein. Mit der weit verbreiteten Versunkene-Kosten-Falle wird eine Verhaltensweise beschrieben, der zufolge Menschen, die viel Geld, Zeit und Mühen in eine Sache investiert haben, davon nicht ablassen können – trotz gleichbleibend trüber Erfolgsaussichten.
Bekannt geworden ist das Phänomen auch unter dem Schlagwort „Concorde-Effekt“: Selbst als sich die Produktion des Überschallflugzeugs Concorde ganz offensichtlich als nicht rentabel entpuppte, pumpten die britische und französische Regierung weiter Geld in das Projekt – 27 Jahre lang. Eine Entscheidungsfalle, der vielleicht auch Kryptoanleger zum Opfer fallen.