Diese privaten Krankenversicherer verbuchten die höchsten Gewinne
Beitragsanpassungen (BAP) sind die Achillesferse der privaten Krankenversicherung. Da können die in der Police vereinbarten Leistungen noch so fortschrittlich und umfangreich sein: Wenn alle paar Jahre ein Brief ins Haus flattert, der darüber informiert, dass der monatliche Beitrag um mehrere zehn oder sogar um mehr als 100 Euro steigt, entsteht Erklärungsbedarf bei den Privatversicherten. Abfangen muss es der Vermittler, der BAPs seiner einst empfohlenen Anbieter plausibel darlegen muss. Was angesichts steigender Gewinne der Versicherer auch schnell zum heiklen Krisengespräch werden kann.
Der eine oder andere Kunde schaut eben doch auf die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote (VEQ) seines privaten Krankenversicherers. „Diese ist mit dem versicherungstechnischen Ergebnis im Komposit-Bereich vergleichbar. Ihr Prozentwert drückt den Gewinnanteil an den Beitragseinnahmen des PKV-Unternehmens aus, der nach Abzug sämtlicher Leistungen sowie Abschluss- und Verwaltungskosten übrigbleibt, wobei in der PKV auch die Veränderung der Alterungsrückstellung berücksichtigt wird“, erklärt Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH. Eine Quote zwischen zehn und 15 Prozent hält er dabei für ein stabiles Geschäftsmodell in stürmischen Zeiten. Quoten von über 15 Prozent, so Cebi, seien hingegen nicht zwingend notwendig.
9 PKV-Anbieter kassieren jährlich über 15 Prozent
Diese sind jedoch keine Seltenheit mehr. Laut „Branchenmonitor Krankenversicherung“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH erzielten im Geschäftsjahr 2021 (aktuellere Geschäftszahlen liegen zu den meisten Unternehmen noch nicht vor) 16 der 25 größten privaten Krankenversicherer eine VEQ von über 15 Prozent. Im Jahr 2020 waren es noch elf, im Jahr 2019 acht. Auf Sechsjahressicht (Geschäftsjahre 2016 bis einschließlich 2021) kommen neun Unternehmen auf eine durchschnittliche jährliche VEQ von über 15 Prozent. Auf den Rängen neun bis sechs sind das: Union Kranken (15,09), Württembergische (15,39), ), Universa (16,25) und LVM (16,51).
Die fünf privaten Krankenversicherer mit den höchsten Gewinnen haben wir in einer Bilderstrecke (siehe oben) für Sie zusammengestellt. Darin erläutern diese auch, für was die Gewinne verwendet wurden.
Auffällige Einsteigertarife
Aber wie lassen sich vor dem Hintergrund solch langfristig hoher Gewinnquoten überhaupt noch Beitragserhöhungen rechtfertigen? Wie uns BdV-Chefökonom Constantin Papaspyratos im Interview verriet, muss man dabei mehrere Faktoren berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund sieht er ein echtes Problem in sogenannten Einsteigertarifen, die noch vor einigen Jahren vielfach verkauft wurden. Diese seien „sehr knapp kalkuliert“ und hätten auf junge, gesunde Selbstständige abgezielt. Das habe sich aber gerächt, weil es in diesen relativ kleinen Kollektiven Jahre später immer wieder zu heftigen Beitragssprüngen gekommen sei. Laut dem Verbraucherschützer haben unter anderem diese Einsteigertarife die PKV zu ihrem „Teuer-Image“ und zur BAP-Angst vieler Menschen geführt.
Beim Verband der Privaten Krankenversicherung teilt man diese Auffassung nicht. „Wir haben keinen Einblick in die Tarifkalkulation der Unternehmen, gehen aber davon aus, dass alle solide kalkuliert sind. Dafür gibt es strenge Kalkulationsvorgaben, die von einem unabhängigen Treuhänder überwacht werden“, heißt es auf unsere Nachfrage. Eine Quersubventionierung zwischen profitablen und defizitären Tarifen sei in der PKV übrigens nicht möglich, betont dessen Dachverband. Auf diesem Weg lassen sich BAP also nicht verhindern.
Blickt man auf die Erläuterungen der privaten Krankenversicherer in unserer Bilderstrecke, so wirken die hohen Gewinne parallel zu den BAP aber gleich weniger erschreckend. Ausgestattet mit diesem Wissen dürfte es Vermittlern in Zukunft leichter fallen, aufgebrachte PKV-Kunden zu besänftigen.