PKV: Welche Versicherer Makler als beitragsstabil bewerten
Die private Krankenversicherung (PKV) ist 2021 weitergewachsen, aber zumeist nur bei den gesetzlich Zusatzversicherten auf 28,4 Millionen Verträge (+ 3,4 Prozent) und den betrieblich Krankenversicherten auf 1,59 Millionen Beschäftigte (+ 56 Prozent). In der Vollversicherung gab es ein leichtes Minus von 0,1 Prozent – wie schon im Vorjahr - auf aktuell rund 8,7 Millionen. Netto wechselten das vierte Jahr in Folge mehr Menschen aus der GKV in die PKV-Vollversicherung als umgekehrt (+ 22.500).
Für unabhängige Vermittler trägt die PKV-Sparte etwa 15 Prozent zum gesamten Vermittlungsgeschäft bei. Laut der neuen Marktstudie „Private Kranken- und Pflegeversicherung 2022“ wäre ein Systemwechsel hin zu einer Bürgerversicherung damit ein gravierender Einschnitt für die Berater. Dass dieser Systemwechsel früher oder später kommen wird, davon geht ein Großteil der Vermittler aus. 46 Prozent glauben, dass dies frühestens in 15 Jahren oder gar nicht kommt. Im Vorjahr waren 50 Prozent dieser Meinung.
Furcht vor Bürgerversicherung unter Vermittlern verbreitet
Dagegen erwarten nun 54 Prozent der Befragten einen Wechsel schon in spätestens zehn Jahren. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 51 Prozent. Sogar 28 Prozent der unabhängigen Vermittler rechnen bereits in den nächsten fünf Jahren mit einer Bürgerversicherung – ein neuer Höchstwert für diesen Zeitraum. Für Diskussionen in diese Richtung sorgen nicht zuletzt auch hohe Beitragssprünge und die Probleme in der GKV durch die Demografie.
Für Wirbel sorgen in der PKV-Vollversicherung vor allem Beitragserhöhungen, die zumeist von den Treuhändern abgenickt werden. Das beschäftigte auch den Bundesgerichtshof (BGH), der rückwirkende Beitragserstattungen bei ungenügender Aufklärung auf drei Jahre begrenzt hat (Az.: IV ZR 113/20).
Um 2,6 Prozent pro Jahr sind die Beiträge in der PKV-Vollversicherung im Durchschnitt der letzten zehn Jahre gestiegen, berichtet der PKV-Verband. Doch in der Spitze sind durchaus auch 25 bis 35 Prozent möglich, wenn bestimmte Schwellenwerte bei den Leistungsausgaben überschritten werden (ab 10 Prozent mehr gegenüber der Kalkulation) oder die Sterblichkeit statistisch weiter gesunken ist (über fünf Prozent gegenüber der verwendeten Sterbetafel). Beide Faktoren lösen Beitragssprünge aus, folglich spricht man von „auslösenden Faktoren“.
Auslösende Faktoren umstritten
Nahezu alle Makler wünschen sich, dass die PKV-Gesellschaften Beitragsstabilität als wichtigstes Ziel verfolgen (90,8 Prozent: 2020: 91,2 Prozent), und geben an, dass sie diejenigen PKV-Gesellschaften bevorzugen, die sichere Rechnungsgrundlagen verwenden, gegenüber denjenigen, die „auf Kante“ kalkulieren (89,4 Prozent: 2020: 90,2 Prozent), wobei Mehrfachnennungen erlaubt waren. Gleichzeitig erwarten 83,5 Prozent dennoch PKV-Beitragserhöhungen wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase und 83 Prozent wegen der demografischen Entwicklung.
Dies ergab besagte Studie, die von der BBG Betriebsberatung und dem IVV Institut für Versicherungsvertrieb unter 267 Maklern und Mehrfachagenten (2020: 285) erhoben wurde. Man sollte nun bald auch den Zins als „auslösenden Faktor“ berücksichtigen, meinen gut 68 Prozent der Befragten. Dadurch würde es wahrscheinlich öfter kleinere Beitragsanhebungen geben, aber nicht mehr exorbitant starke Erhöhungen erst nach mehreren Jahren Beitragsstabilität.
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So beurteilen Makler die Versicherer zur Beitragsanpassung
Die Studie trifft interessante Aussagen der Makler zur Höhe, Häufigkeit und Begründung von Beitragsanpassungen. In der PKV-Vollversicherung haben Makler demnach in den letzten drei Jahren die besten Erfahrungen wegen der geringen Höhe der Beitragsanpassungen (BAP) bei diesen Gesellschaften gemacht (wobei die Zahl der Nennungen von jeweils unter 90 durchaus zu falschen Eindrücken führen könnte):
Hanse Merkur (sagen 29,9 Prozent der Vermittler),
Hallesche sowie Universa (je 23,4 Prozent) und
Signal Iduna (22,1 Prozent).
All diese Gesellschaften lagen auch im Vorjahr in der Maklergunst vorn.
Schlechte Erfahrungen wegen hoher BAP in den letzten drei Jahren gab es laut Stichprobe vor allem mit Axa (59,5 Prozent), DKV (25,3 Prozent) und Barmenia (15,2 Prozent). Alle drei gehörten neben der Allianz auch im Vorjahr zu den weniger gut eingeschätzten Gesellschaften beim Thema Beitragsanpassungen.
Die häufigsten Beitragsanpasser in der Vollversicherung
Relativ seltene Beitragsanpassungen in der PKV-Vollversicherung gab es in den vergangenen drei Jahren nach Erfahrung der befragten Makler bei diesen Gesellschaften:
Hanse Merkur (sagen 30,2 Prozent der Vermittler),
Signal Iduna (24,4 Prozent) und
Hallesche (23,3 Prozent der Vermittler).
Alle drei Gesellschaften lagen auch im Vorjahr in der Maklergunst vorn.
Hohe Beitragsanpassungen in den vergangenen drei Jahren gab es laut aktueller Stichprobe vor allem bei Axa (57,0 Prozent), DKV (34,2 Prozent) und Allianz (16,5 Prozent). Alle drei gehörten bereits im Vorjahr zu den weniger gut eingeschätzten Gesellschaften. Mehr oder weniger dieselben Gesellschaften wurden gut bzw. weniger gut eingeschätzt, wenn es um die Begründung und Nachvollziehbarkeit der BAP geht.
Die Favoriten der Makler
Insgesamt vertrauen Makler und Mehrfachagenten auch in diesem Jahr überwiegend auf die bewährten Partner: Im Bereich der privaten Krankenvollversicherung sind es laut Studie Hanse Merkur vor Barmenia und Signal Iduna (2021: Hallesche vor Barmenia und Hanse Merkur). In der PKV-Zusatzversicherung dominieren bei Maklern wie im Vorjahr Barmenia vor Arag und Hanse Merkur. In der privaten Pflegeversicherung liegt die Allianz vorn, gefolgt von Ideal und Hallesche (2021: Ideal vor Allianz und Hallesche).
Was die Courtageinnahmen betrifft, rechnet die Mehrheit der Befragten der BBG-Studie 2022 (61 Prozent) damit, dass ihre Vergütung in der PKV-Vollversicherung in diesem Jahren der von 2021 entspricht. Knapp 14 Prozent rechnen sogar mit eher höheren beziehungsweise viel höheren Courtageeinnahmen, jeder Vierte allerdings mit eher niedrigeren bzw. viel niedrigeren Einnahmen. In der PKV-Zusatzversicherung und der privaten Pflegeversicherung überwiegt im Hinblick auf die Courtagehöhe indes die Zahl der Optimisten.
Die 417 Seiten lange BBG-Studie kostet 2.677 Euro inklusive Mehrwertsteuer und kann hier bestellt werden.
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