Assekurata-Studie

So gut informieren Finanzvertriebe im Netz über Nachhaltigkeit

Wie schnell sind Pflichtangaben zur Nachhaltigkeit in den Internetauftritten der größten deutschen Finanzvertriebe zu finden? Zu dieser und anderen Fragen hat die Ratingagentur Assekurata die 15 größten deutschen Finanzvertriebe unter die Lupe genommen.

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14:04 Uhr | 17. April | 2023
Blätter

Wie gut Finanzvertriebe auf ihren Webseiten über Nachhaltigkeit informieren – davon machte sich die Ratingagentur Assekurata ein Bild. | Quelle: Julia_Sudnitskaya

Seit zwei Jahren schreibt die EU-Offenlegungsverordnung (TVO) Finanzberatern und Versicherungsvermittlern mehr Transparenz in puncto Nachhaltigkeit vor. Doch wie gut kommen Finanzvertriebe in ihren Webauftritten dieser Pflicht tatsächlich nach? Welche Qualität haben die dort veröffentlichten Informationen? Diesen und anderen Fragen ist die Kölner Ratingagentur Assekurata in einer aktuellen Studie auf den Grund gegangen. Dafür nahm sie die 15 größten in Deutschland tätigen Finanzvertriebe, gemessen an ihren Provisionserlösen, unter die Lupe – darunter die Deutsche Vermögensberatung, MLP, Telis, Dr. Klein und Bonnfinanz.

„Alle Vertriebe machten ihre Hausaufgaben"

Im Februar 2023 analysierten die Studienautoren die Internetseiten der Finanzvertriebe und schauten dabei auch, ob sie über die Offenlegungspflicht hinaus Nachhaltigkeitsthemen kommunizierten. Dabei waren folgende Fragen Grundlage der Analyse:

  • Gibt es auf der Startseite einen Link zur Nachhaltigkeit?

  • Wo und wie schnell lassen sich Pflichtangaben gemäß der TVO finden?

  • Stellt das Unternehmen über die Pflichtangaben hinaus weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit zur Verfügung?

  • Gibt es einen Nachhaltigkeitsbericht?

  • Was ist über die Suchfunktion auf den Websites mit den Begriffen Nachhaltigkeit und ESG zu finden?

Dabei fiel den Studienautoren zunächst auf: Wie gut das Thema Nachhaltigkeit auf den jeweiligen Webseiten präsentiert wird, variiert von „gar nicht“ bis „sehr transparent“. So verankerten sieben Finanzvertriebe den Begriff Nachhaltigkeit weder in Wort noch in Bild, wohingegen vier Gesellschaften den Begriff direkt als Link in das Hauptmenü ihrer Webseite eingebunden hatten. Dabei fiel vor allem Plansecur aus der Reihe: Als einziges Unternehmen hatte es drei Optionen in petto, um auf die „Nachhaltigkeits-Seite“ zu gelangen – über das Menü, Bildkacheln oder die Mitte der Startseite.

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Insgesamt ziehen die Assekurata-Autoren ein positives Fazit. „Alle Finanzvertriebe haben ihre Hausaufgaben gemacht und stellen alle Informationen, die gemäß Transparenzrichtlinie abzubilden sind, auf ihren Internetseiten dar“, schreiben sie. Die Platzierung reiche von „leicht auffindbar“ bis hin zu „erfordert einige Recherchezeit“. Schnell zu finden waren die Infos bei der DVAG, Swiss Life, Telis, Formaxx, Plansecur, Compexx und FP Finanzpartner, da sie dort mit einem Nachhaltigkeits-Link auf der Startseite verknüpft waren. Eher versteckt waren sie beispielsweise bei Dr. Klein, der die Infos in Punkt 6 seiner AGBs auflistete. Für die ebenfalls schwer zu findende Platzierung im Impressum hatten sich die Unternehmen OVB, Global Finanz, Bonnfinanz, Finum, A.S.I. Wirtschaftsberatung, Königswege und FP Finanzpartner entschieden.

Neben dem Pflichtteil fehlte die Kür

Positiv stachen in der Studie die Finanzvertriebe Swiss Life und MLP hervor. Ersterer habe „äußerst umfangreich und teilweise sehr konkret“ zum Thema informiert – so etwa durch ein Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen, die Darstellung konzernweiter Nachhaltigkeitsziele sowie durch Mitgliedschaften und Auszeichnungen. Die MLP überzeugte durch das Benennen von 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, veröffentlichte zudem eine 19-seitige Nachhaltigkeits-Policy und wies auf eine eigene Nachhaltigkeitsbeauftragte hin.   

Je größer das Unternehmen, desto transparenter der Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit – diese Schlussfolgerung konnten die Autoren am Ende ihrer Analyse allerdings nicht ziehen. Stattdessen resümierten sie: Bei den Finanzvertrieben hierzulande herrsche insgesamt noch wenig Orientierung in Sachen Nachhaltigkeit. „Auf vielen Internetseiten fehlt neben dem Pflichtteil die Kür“, schreiben sie. Dabei könnte die Branche sich schon heute eindeutiger und proaktiver positionieren – nicht zuletzt, um im Wettbewerb zu punkten und „dem Druck des Gesetzgebers zuvorzukommen“.