Berliner Insurtech Getsurance beantragt Eröffnung des Insolvenzverfahrens

Schlechte Neuigkeiten vom Berliner Insurtech Getsurance: Das Unternehmen bestätigte nun, sich in Zahlungsschwierigkeiten zu befinden. Zum möglichen Hintergrund gibt es bereits Spekulationen.

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08:10 Uhr | 16. Oktober | 2020
Das Getsurance-Team

Das Getsurance-Team, in der Mitte die Gründer Johannes (6. v.l.) und Viktor Becher (8. v.l.) Bild: Getsurance

„Vielleicht machst du dir Sorgen darüber, was passiert, wenn deine Versicherung insolvent wird. Hier erkläre ich dir, warum Insolvenz von Versicherungen sehr unwahrscheinlich ist und wie dein eigener Vertrag in diesem Fall geschützt wird“, heißt es in einem Ratgeberbeitrag von Wolfdietrich Peiker, der 2018 auf der Website des Insurtechs Getsurance veröffentlicht wurde. Nun, gut zwei Jahre später, hat das Berliner Start-up, das sich als „Versicherung ohne Papierkram“ deklariert und vor allem die junge Zielgruppe anspricht, selbst die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Das bestätigte Getsurance-Pressesprecher Peiker gegenüber procontra und verwies für weitere Fragen auf Insolvenzverwalter Friedemann Schade von der Kanzlei BRL. Da es sich bei Getsurance allerdings um einen Versicherungsvertreter handelt, der Versicherungen der Liechtensteiner Squarelife Lebensversicherung-AG mitentwickelt hat und vermittelt, laufen die Verträge entsprechend weiter und sind von der Insolvenz nicht betroffen, wie Peiker betont.

Dem Portal Gründerszene, das zuerst über den Insolvanzantrag berichtete, gab Schade zu Protokoll, das Geschäft des Versicherungs-Start-ups werde weitergeführt und die Kunden weiterhin betreut. Die kommenden Tage und Wochen würden genutzt, um neue Investoren zu finden, die zum Jahreswechsel einsteigen sollten. Über den Hintergrund der Insolvenz gab laut Gründerszene weder der Anwalt noch der Versicherer selbst etwas preis.

Spekulationen über die Hintergründe

Getsurance wird von zwei Brüdern geführt, Johannes Becher, der davor in Führungspositionen bei Rocket Internet und dem Fintech Lendico tätig war, und Viktor Becher, zuvor Softwareentwickler bei Siemens. Der Digitalversicherer mit 13 Mitarbeitern bietet Policen in den Bereichen BU, Arbeitsausfall, Risikoleben sowie eine umstrittene „Krebsversicherung“ an. Seit 2018 kooperiert das 2016 gegründete Start-up mit dem US-amerikanischen Rückversicherungsgiganten  Reinsurance Group of America (RGA). Im Interview mit Cash Online antwortete Viktor Becher noch im Februar dieses Jahres auf die Frage nach der Zahl bestehender Verträge: „Rund 6.000. Und die Tendenz ist deutlich steigend. Wir schreiben jetzt aktuell über tausend Abschlüsse im Monat. Das heißt, quasi 20 Prozent unseres ganzen Bestandes kommen jeden Monat noch einmal dazu.“

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Erst kürzlich war über Unstimmigkeiten von Getsurance mit seinem Investor Postfinance berichtet worden. Die Schweizer Staatsbank habe „schlechte Stimmung verbreitet“ und Versprechen bezüglich Folgeinvestitionen nicht eingehalten. Ob der Konflikt mit dem bedeutenden Geldgeber nun zum Insolvenzantrag führte, ist bislang spekulativ.