Nürnberger Versicherung will Vertrieb radikal umbauen

EXKLUSIV: Die Nürnberger Versicherungsgruppe will ihre dezentralen Standorte schließen und die Betreuung ihrer Vertriebswege radikal umbauen. Vor allem Makler sind davon betroffen. Was konkret geplant ist.

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10:12 Uhr | 18. Dezember | 2019
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Die Nürnberger Versicherungsgruppe verfügt offensichtlich über gute Maklerbetreuer. Erst im Oktober waren nach Abstimmung der profino-Nutzer 5 Mitarbeiter des fränkischen Versicherers als einige der besten Maklerbetreuer Deutschlands ausgezeichnet worden. Man könnte meinen, das Betreuungssystem für die Vermittler der Nürnberger ist auf einem guten Stand. Nun soll es aber im Rahmen des internen Projekts „Vertrieb neu denken“ radikal umgebaut werden. Das hat procontra exklusiv erfahren.

Kern der Umstrukturierungsmaßnahme ist die Schließung der noch verbliebenen 14 Bezirksdirektionsstandorte, die auf ganz Deutschland verteilt sind. Die dort betreuten Vertriebswege Makler, Mehrfachagenten und auch die Generalagenten (Ausschließlichkeitsvertreter) sollen dann zentral von Nürnberg aus betreut werden. Zudem wird der Vertriebsweg Autohaus in eine Vertriebsgesellschaft mit mehreren Standorten ausgelagert.

Durchführung voraussichtlich 2021

Diese Informationen hat die Nürnberger heute auf procontra-Nachfrage bestätigt. Bereits vor 5 Jahren hatte die Nürnberger mit ihrer Umstrukturierungsmaßnahme „Vertrieb 2015“ die Anzahl der Bezirksdirektionen stark reduziert und die darüber angeordnete Organisationsebene der 7 Vertriebsdirektionen komplett abgebaut.

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Das Projekt „Vertrieb neu denken“ befindet sich aktuell noch in der Feinabstimmung. Die Schließung der dezentralen Standorte und die Durchführung der weiteren, auch personellen Maßnahmen (siehe dazu Seite 2 dieses Artikels) wird voraussichtlich erst im Jahr 2021 erfolgen. Ein Sprecher der Nürnberger begründet die aktuelle Umstrukturierungsmaßnahme damit, dass „der Vertrieb in den nächsten Jahren so aufgestellt werden soll, dass eine effiziente, ausschließlich am Bedarf der Vermittler ausgerichtete Aufbau- und Ablauforganisation entsteht, die den Vertriebserfolg fördert und Kosten reduziert.“

Seite 1: Nürnberger will dezentrale Standorte schließen
Seite 2: Auswirkungen auf Mitarbeiter

Laut procontra-Informationen sollen von der Schließung der Bezirksdirektionen etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind, die dort ihre Arbeitsplätze haben. Ihnen sollen teilweise Wechsel an den neuen zentralen Standort in Nürnberg angeboten werden. Umzüge dürften aber nicht für alle Betroffenen in Frage kommen. Aus Mitarbeiterkreisen ist zu vernehmen, dass gut die Hälfte der Stellen sozialverträglich abgebaut werden sollen. Die Vertriebsleiter sollen zudem, mangels festen Büros, dauerhaft „draußen“ zwischen den von ihnen betreuten Vermittlerbetrieben unterwegs sein. Dies wollte die Nürnberger heute aber nicht offiziell bestätigen, da die konkrete Ausgestaltung in den nächsten Wochen erst noch zwischen Unternehmensleitung und Mitbestimmungsgremien verhandelt wird.

Wahner soll Cross Selling vorantreiben

Gestern hatte die Nürnberger per Presseinformation vermeldet, dass Jürgen Wahner seine Vorstandsmandate bei der Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG und Nürnberger Lebensversicherung AG per 15. Dezember 2019 niedergelegt hat, um in Zukunft als geschäftsführender Gesellschafter ein Joint Venture zusammen mit der Nürnberger im Vertriebsbereich zu starten. Wahners Verantwortung für den Bereich Maklervertrieb hat Andreas Politycki übernommen, der bereits die Geschicke des Ausschließlichkeitsvertriebs lenkt.

Wie procontra ebenfalls erfahren hat, soll Wahner mit seinem neuen Unternehmen in Zukunft Leben-Einvertragskunden aus freigewordenen Beständen des Versicherers betreuen und bei diesen die Cross Selling-Rate verbessern. Auch diese Information hat die Nürnberger heute auf procontra-Nachfrage nicht offiziell bestätigt, jedoch auch nicht dementiert.

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