Veruntreuung: BaFin registriert 21 schwarze Schafe unter Maklern
Der Großteil der Makler leistet gute Arbeit, die ihre Kunden zufriedenstellt: Noch nie fühlten sich die Kunden so gut betreut wie in diesem Jahr, zeigte unlängst eine Untersuchung der Kölner Ratingagentur Assekurata. Wie in jedem anderen Beruf verirrt sich auch in die Riege der Versicherungsvermittler das eine oder andere schwarze Schaf, das lediglich auf seinen eigenen Nutzen schaut, bisweilen sogar kriminell agiert.
Entsprechende Fälle finden dank medialer Berichterstattung schnell ihren Weg in die Öffentlichkeit und zeichnen das Bild einer wenig vertrauenswürdigen Zunft, das sich letztlich auch in der geringen öffentlichen Wertschätzung niederschlägt.
Wie groß die Zahl der schwarzen Schafe in der Herde der Vermittler aber wirklich ist, zeigt die in dieser Woche veröffentlichte neue Erstversicherungsstatistik der Finanzaufsicht BaFin. Diese hat per Sammelverfügung vom 10. Dezember 2015 alle Versicherungsunternehmen dazu aufgefordert, Unregelmäßigkeiten im Versicherungsaußen-, aber auch Innendienst der Finanzaufsicht gegenüber anzuzeigen. Davon verspricht sich die BaFin einerseits, Erkenntnisse über das Vorgehen der Täter zu gewinnen und potentielle Schwachstellen im Sicherheitsnetz der Unternehmen abzustellen. Gleichzeitig sieht die BaFin die Anzeigepflicht als Verbraucherschutz-Maßnahme, da es sich bei den veruntreuten Geldern schließlich um die Beiträge der Versicherungsnehmer handelt.
Die gute Nachricht: Im vergangenen Jahr wurden der BaFin weit weniger Unregelmäßigkeiten in Bezug auf den Versicherungsvertrieb gemeldet als noch 2018. Vermerkte die Behörde 2018 insgesamt 302 Unregelmäßigkeiten mit einem veruntreuten Betrag in Höhe von rund 10,75 Millionen Euro, waren es in diesem Jahr lediglich 212 Vermittler mit einem veruntreuten Vermögen in Höhe von rund 5,52 Millionen Euro. Angemerkt sei zudem, dass es sich hier lediglich um Verdachtsfälle handelt, die nicht zwangsläufend ein strafbares Verhalten der Vermittler abbilden.
Unregelmäßigkeiten insgesamt (2019)
Die überwiegende Mehrheit der registrierten Veruntreuungen entfiel mit 142 Fällen auf die gebundenen Vermittler, die insgesamt einen Betrag in Höhe von 2,120 Millionen Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet haben sollen. Auf Platz zwei rangierten Beschäftigte des Innendienstes: Hier meldeten die Versicherer insgesamt 21 Fälle mit einem veruntreuten Betrag von knapp 1,9 Millionen Euro. Bemerkenswert: Trotz der stark rückläufigen Gesamtzahl, nahm die Zahl der der Untreue verdächtigten Innendienstmitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr (2018: 16 Fälle) zu.
21 Unregelmäßigkeiten bei Maklern gemeldet
Ebenfalls 21 Unregelmäßigkeiten wurden der BaFin im Bezug auf Makler gemeldet. Hier betrug das veruntreute Vermögen eine Höhe von knapp 1,2 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der gemeldeten Makler jedoch deutlich: So meldeten die Versicherer 2018 noch 48 Makler, denen sie Veruntreuung von Geldern vorwarf, 2017 waren es gar noch 60 Makler gewesen.
Besonders beliebt für krumme Geschäfte waren die Lebens- und die Schaden-/Unfallversicherung. Von den 76 gemeldeten Unregelmäßigkeiten ab einem Wert von 5.000 Euro entfielen 34 auf diese Sparte und 33 auf das Segment der Lebensversicherungen. Eher wenig wurde im Bereich der privaten Krankenversicherungen gemauschelt, hier registrierte die Finanzaufsicht lediglich neun Fälle.
Das beliebteste Delikt der betrügerischen Vermittler waren fingierte Verträge. Wie so etwas funktionieren kann, zeigt beispielsweise ein Urteil aus dem Jahr 2017, in dem es unter anderem um Wohngebäudepolicen für nicht existierende Häuser ging. Auch Schadenmanipulationen (13 Fälle) sowie nicht-existente Versicherungsnehmer (fünf Fälle) waren als Betrugsdelikte beliebt.
Schäden nach Tatmodalitäten (2019)
Insgesamt lässt sich aus der BaFin-Statistik insbesondere für Makler ein sehr positives Fazit ziehen. Angesichts von über 40.000 Zunftvertretern fällt der Anteil an schwarzen Schafen (21) sehr gering aus – zumal sich deren Anzahl weiter ausdünnt.