ETF: Wie sich die besten Aktien-Indexfonds finden lassen

Privatanleger sind zunehmend bereit, ihr Geld in Aktien, Fonds und ETF zu stecken. Letztere überzeugen vor allem mit geringen Kosten. Doch welche Aktien-ETF rechtfertigen eine Empfehlung durch Berater, gegebenenfalls auf Honorarbasis?

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09:03 Uhr | 11. März | 2022
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„Es droht kein Schaden, wenn man nach dem Zufallsprinzip irgendeinen ETF herauspickt“, schreibt Finanztest, ohne freilich für die Tipps zu haften. Bild: Adobe Stock/gopixa

Privatanleger legen ihre Scheu vor Wertpapieren ab: 90 Prozent des Neugeschäfts in Publikumsfonds von insgesamt 118 Milliarden Euro im Jahr 2021 stammen von den Privaten, ergab die Bilanz des Fondsverbandes BVI. Allein 50 Milliarden Euro flossen in aktiv gemanagte Aktienfonds (2020: 20,9 Milliarden Euro), mit denen in der Beratung insbesondere 34f-Vermittler punkten.

Auch die passiven Indexfonds (ETF) erlebten 2021 Rekordzuflüsse. Das dort angelegte Vermögen stieg um 50 Milliarden Euro auf rund 150 Milliarden Euro – überwiegend in Aktien-ETFs und auch in Fondspolicen -, hat die Direktbank ING zusammen mit dem Analyse- und Beratungsdienst Barkow ermittelt. Die drei am stärksten gehandelten ETF kamen 2021 vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock:

  • iShares Core DAX: 8,823 Milliarden Euro Handelsvolumen,

  • iShares Core MSCI World: 6,128 Milliarden Euro,

  • iShares Global Clean Energy: 3,32 Milliarden Euro.

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Dilemma von Fondsvermittlern bei ETF

Wenn Kunden Beratung nötig haben, wenden sie sich häufig an unabhängige Fondsvermittler mit Zulassung nach Paragraf 34f Gewerbeordnung. Die Berater können aus der Breite des Marktes schöpfen, bei der Auswahl sollten solche Aktienfonds im Vordergrund stehen, die ihren Referenzindex schlagen. Doch weniger als drei von zehn aktiv gemanagten Fonds haben 2021 ihren Vergleichsindex geschlagen, ergab eine Untersuchung des Analysehauses Scope.

Folglich weichen Anleger aus Kostengründen zunehmend auf Aktien-ETF aus. Zu denen beraten 34f-Vermittler meist nicht, weil sie dafür eben nicht vergütet werden. Künftig könnte sich das ändern, wenn sogenannte semi-transparente ETF auf den Markt kommen, wie Detlef Glow, Chef von Lipper EMEA Research, kürzlich im procontra-Interview sagte. Schon jetzt könne der Vermittler mit Finanzplattformen zusammenarbeiten, die in der Lage sind, individuelle Servicegebühren bei Kunden abzurechnen.

Servicegebühr bei Mehrwert durch Empfehlung guter ETF

Dafür muss der Vermittler aber tatsächlich Mehrwert bieten, etwa zum Kauf von Produkten mit niedrigen Managementgebühren und ohne Bestandsprovision beraten oder ein erweitertes Reporting zu Anlageprodukten liefern. Ebenso könnte es eine aktive Betreuung mit Vorschlägen zu Änderungen im Portfolio sein, wenn diese sinnvoll erscheinen.

Mit Servicegebühren könnten 34f-Vermittler auch die reine Honorarberatung umgehen, für die sie meist streng genommen eine gesonderte Zulassung benötigten. Immerhin kann der Finanzmakler aber endlich das Produkt anbieten, das am besten zum jeweiligen Kunden passt.

Tipps zum Einstieg in die ETF-Anlage

Und dann sind da ja noch die Kunden, die ihre Anlage selbst in die Hand nehmen. Wer ausreichend informiert ist, benötigt womöglich keine ETF-Beratung und profitiert davon, dass die Produkte meist ohne Beratungskosten kalkuliert sind. Für Berater und informierte Anleger hat Finanztest in der März-Ausgabe 2022 kurz und prägnant die wichtigsten Tipps aufgelistet, wie man die passenden weltweit streuenden Aktien-ETF findet.

Seite 1: Wie Makler das Dilemma mit der Vergütung von ETF auflösen können   
Seite 2: So finden Sie die besten ETF für Ihre Kunden

Dazu hat Finanztest die besten aktuell 56 weltweit anlegenden Aktien-ETF mit dem Finanztest-Siegel „1. Wahl“ ausgestattet. Soll heißen: Diese ETF eignen sich ohne Wenn und Aber als Basisanlage. „Es droht kein Schaden, wenn man nach dem Zufallsprinzip irgendeinen herauspickt“, schreibt die Redaktion, ohne freilich für ihre Tipps zu haften. „Ob der ETF, der so ins Depot gelangt, die persönlich beste Lösung darstellt, ist eine andere Frage“, heißt es dann auch relativierend im Heft. Die Kosten seien nicht entscheidend, da weltweit streuende Aktien-ETF „allemal günstig sind“ und nur zwischen 0,05 und 0,6 Prozent pro Jahr kosten.

Anbieter der 1. Wahl und wichtige ETF-Auswahlkriterien

Als Anbieter der 1. Wahl werden namentlich in alphabetischer Reihenfolge Amundi, Deka, HSBC, Invesco, iShares, Lyxor, SPDR, X-trackers und UBS genannt. Für den Einstieg ins Thema empfiehlt die Stiftung Warentest fünf Kriterien:

  1. klassisch oder nachhaltig: Die meisten Aktien-ETF treffen keine Aktienauswahl nach ethisch-ökologischen Kriterien. Das muss der Berater oder Anleger selbst tun, etwa hier.

  2. welcher Index: Berater oder Anleger selbst müssen entscheiden, ob er sich auf Industrieländer, große Unternehmen, Schwellenländer, Aktien kleiner Firmen oder noch andere Kriterien konzentrieren will, Entscheidungshilfe gibt es etwa hier.

  3. thesaurierend oder ausschüttend: Aktien-ETF erzielen Erträge aus Dividenden. Die können auf ein Referenzkonto ausgezahlt werden (Ausschüttung) oder direkt wieder im ETF angelegt werden (Thesaurierung). Wiederanlage erhöht den Vorsorgeeffekt, während Ausschüttung unmittelbarem Konsum dient.

  4. Art der ETF-Nachbildung: Indexfonds müssen nicht physisch alle Aktien abbilden, die im gewählten Index enthalten sind. Viele bilden den Index mit Hilfe von Tauschgeschäften (Swaps) ab, sind also künstlich nachgebildet. Aus Sicht von Finanztest hat das keinen Einfluss auf die Qualität des ETF. Richtig ist: Alle Tauschgeschäfte sind zu 100 Prozent abgesichert. Tauschpartner ist meist die Mutterbank des Fondsanbieters. Im Falle einer Insolvenz werden die Sicherheiten – meist Staatsanleihen - liquidiert.

  5. Verfügbarkeit für Sparpläne: Mit einem monatlichen Sparplan findet man stets den richtigen Einstiegszeitpunkt. Doch nicht alle ETF werden von der Depotbank für Sparpläne angeboten. Einige Depotbanken verlangen keine Ausführungskosten für die Verbuchung im Sparplan. Details gibt es etwa hier (Kostenpunkt: 2,50 Euro).

Reine ETF oder Rentenpolice mit ETF?

Auch Fondspolicen-Anbieter bestücken ihre Rentenversicherungen immer häufiger mit ETF statt mit aktiv gemangten Fonds. Dies eröffnet auch 34d-Vermittlern die Chance, stärker mit ETF im Versicherungsmantel zu punkten. „Indexfonds im Mantel der Rentenversicherung sagen mir nicht zu, weil die Police überflüssig ist“, sagt naturgemäß Finanzanalytiker Volker Looman, der Interessenten gegen Honorar berät.

In seiner FAZ-Kolumne hat er dies kürzlich anhand einer Modellrechnung belegt. „Der angebliche Steuervorteil der Rentenversicherung löst sich in Luft auf, da die Anleihen keine Erträge bringen, so dass es nichts zu besteuern gibt“, schreibt Looman. Und der Aktienfonds werde durch die Wiederanlage der Erträge erst in 17 Jahren mit der Abgeltungsteuer belastet.

Zudem erspare man sich die häufig verlangten 5,0 Prozent Abschlusskosten. Mit einem preisgünstigen Depot bei einer Direktbank liegt das Endergebnis bei reinen ETF nach Steuern pro Jahr rund einen Prozentpunkt höher als bei der ETF-Fondspolice, weil mehr Geld zur Altersvorsorge arbeiten kann. Als Beispiele nennt er einen Mix aus Renten-Indexfonds (X-trackers II ESG Euro Corporate Bonds) und Aktien-Indexfonds (iShares MSCI World SRI Euro Aktien).

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