Impact-Washing

Unternehmen preschen mit neuen Leitlinien vor

Wie nachhaltig Geldanlagen wirklich sind, ist nicht immer ganz eindeutig. Zumal die Ansichten darüber, was klima- und unweltfreundlich ist, auseinandergehen. Ein neuer Fragenkatalog soll die Vermögensverwaltung transparenter machen.

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11:01 Uhr | 21. Januar | 2022
Erde schwimmt zur Hälfte im Wasser, andere Hälfte ist vertrocknet

Gerade im Bereich Impact Investments wird Anbietern immer wieder vorgeworfen, es mit der eigentlichen Marktdefinition nicht ganz genau zu nehmen. | Quelle: Oleksandrum

Die aktuellen Bestrebungen der EU die Energiegewinnung durch Atom- und Gaskraft als nachhaltig einzuordnen, kritisieren viele als Schlag ins Gesicht für nachhaltige Geldanlagen, deren Glaubwürdigkeit damit auf dem Spiel steht. Anleger und Berater, die ihren Fokus bewusst auf nachhaltige Investments legen, fragen sich zu Recht: Was bringt das überhaupt?

Wenn eine Empfehlung, in dem Fall die sogenannte EU-Taxonomie, derart verwässert wird und selbst für Klima und Umwelt schädliche Technologien plötzlich unter das Label „grün“ fallen, erschwert das die Arbeit von Beratern nur noch mehr. Schließlich ist es ohnehin nicht leicht zu erklären, warum bestimmte Fonds in die Kategorie „nachhaltig“ fallen, gleichwohl sich auch Unternehmen darunter tummeln, die sich diesen Ruf nicht zwingend auf die Fahne schreiben können.

CO2-Rechner in der Kritik

Gerade im Bereich von Impact Investments wurde Anbietern in der Vergangenheit des öfteren vorgeworfen, es mit der eigentlichen Marktdefinition nicht ganz genau zu nehmen: Impact Investments sollen eine messbare positive und sozial-ökologische Wirkung neben der finanziellen Rendite erzielen.

Als irreführend wurden in diesem Zusammenhang von Verbraucherschützern bereits sogenannte Impact-Rechner kritisiert: Banken und Fondsgesellschaften stellen den Kunden sogenannte CO2-Rechner zur Verfügung. Darüber können Interessierte ihren eigenen CO2-Fußabdruck berechnen lassen, um diesen dann mit einem grünen Investment wieder auszugleichen beziehungsweise abzumindern. Die Verbraucherzentralen haben Unternehmen im Zuge dessen schon öfter Irreführung vorgeworfen, weil die Abfragekriterien der Rechner „nicht im Ansatz ausreichend sind, um einen akkuraten CO2-Wert zu berechnen“, kritisierte unlängst die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Commerz Real.

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Anlegerinnen und Anleger stellen sich und ihren Beratern grundlegend die Frage: Was können Ökofonds überhaupt bewirken? Wie lässt sich der Effekt messen? An wen geht das Geld und wie lässt sich verhindern, dass das Investment die unerwünschten Unternehmen unterstützt?

Neue Leitlinien gegen Impact-Washing

Um diese Fragen zu klären und dem Impact-Washing einen Riegel vorzuschieben, haben acht Banken und Vermögensverwalter, die sich auf nachhaltige Geldanlagen spezialisiert haben, Leitlinien entwickelt. Anbietern von sogenannten Impact-Investments wird empfohlen sich zu insgesamt sechs Fragen zu positionieren. Demnach solle überprüft werden, wer für eine sozial-ökologische Wirkung verantwortlich ist: der Investor oder das Investment? Welche Impact-Potenziale hat die Investition tatsächlich? Können positive Veränderungen im Unternehmen tatsächlich auf das „Engagement“ des Vermögensverwalters zurückgeführt werden? Sind die Scoring-Modelle, die den Impact ausweisen, für Anleger verständlich und nicht irreführend?

„Der ‚Impact‘-Begriff darf nicht für werbliche Zwecke missbraucht werden“, mahnt Edda Schröder, Geschäftsführerin des Impact Investors "Invest in Visions". Es gehe darum, einen glaubhaften Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

Die Initiatoren, allen voran Invest in Visions und die GLS Investment GmbH, fordern die Branche dazu auf, „ehrlich und transparent über die Wirkung von nachhaltigen Investments zu berichten“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme. Allerdings handelt es sich bei den Leitlinien um Empfehlungen – inwiefern Unternehmen diese berücksichtigen oder nicht, bleibt ihnen überlassen.