Intelligente Beimischung im Portfolio?!
ChatGPT ist in aller Munde. Der vom US-Startup OpenAI entwickelte sprachbasierte Chatbot markiert eine Zeitenwende für die Künstliche Intelligenz (KI). Nach nur fünf Tagen waren mehr als eine Million Nutzer für die kostenlose Version registriert. In nicht einmal zwei Monaten verzeichnete das Programm mehr als 100 Millionen (!) Nutzer.
Wettlauf der Konzerne
Rolando Grandi, Fondsmanager des Echiquier Artificial Intelligence vom Vermögensverwalter LFDE, erklärt, was der Chatbot der neuen Generation kann: „Die Anwendung generiert sekundenschnell Text in mehreren Sprachen, beantwortet Fragen, fasst lange Dokumente zusammen und schreibt sogar Quellcodes.“ Letzteres bedeutet, dass ChatGPT selbst Software entwickeln kann, die von einer Maschine ausgelesen und in Bild und Funktion übersetzt wird.
„Damit beginnt das goldene KI-Zeitalter“, wie es Microsoft-Chef Satya Nadella ausdrückt. Der Softwaregigant hat mehr als 10 Milliarden US-Dollar in OpenAI gepumpt. Die Google-Mutter Alphabet konterte kürzlich mit dem eigenen KI-Chatbot „Bard“, der sich auch an ein breites Publikum richtet. Und in China kündigte der Internet-Riese Baidu einen Konkurrenz-Dienst an.
Exponentielles Wachstum
Die Innovationspower ist vorhanden, die Richtung ist klar. „Ein beschleunigter technologischer Wettlauf hat begonnen. Anwendungen mit vergleichbaren Fähigkeiten im Bereich Sprachalgorithmen verbreiten sich immer schneller“, sagt Grandi. Diese Algorithmen benötigten sehr viel Rechenleistung und seien damit „ein Segen“ für Anbieter wie Nvidia, AWS von Amazon und Azure von Microsoft. Laut dem Fondsmanager folgt die Entwicklungsgeschwindigkeit von KI einem Gesetz, dass eine Verdopplung alle sechs Monate vorsieht. Grandi bezieht sich dabei auf Angaben von Google. Und laut einer IBM-Studie würden 120 Millionen Arbeitsplätze verschwinden, aber auch in allen Branchen neue Jobs entstehen. Damit sei KI endgültig zu einer „disruptiven Technologie“ geworden.
KI ist als Anlagethema nicht generell neu, dürfte durch den breiten Hype um ChatGPT aber auch immer mehr Privatanleger neugierig machen. Ihnen steht eine Reihe von Fonds mit KI-Fokus bereits zur Verfügung. In diesem Jahr liegen alle Fonds deutlich im Plus. Dem weltweiten Kurseinbruch im letzten Jahr konnten aber auch sie sich nicht entziehen. Gleichwohl kann sich ein Investment als Depotbeimischung lohnen, wenn Anleger von Beginn an eine Haltedauer von zehn Jahren planen. Hierauf sollten Berater hinweisen.
Ausgewählte KI-Fonds
Quelle: Morningstar
Bereits 2017 ist Allianz Global Investors (AGI) auf den KI-Zug aufgesprungen. Die Allianz-Konzerntochter stuft ihr Anlagevehikel mit der höchsten Risikoklasse 7 ein. Fonds dieser Kategorie hatten in der Vergangenheit eine sehr hohe Volatilität. Auch diese Eigenschaft gehört mit in die Beratung.
Software überall auf dem Vormarsch
Dem Risiko stehen auf lange Sicht entsprechende Chancen gegenüber: Laut AGI-Fondsmanager Sebastian Thomas verspricht die Ausrichtung auf KI-Aktien ein hohes Renditepotenzial. Auf den ersten Blick überraschend ist der E-Autobauer Tesla mit fast 6 Prozent die größte Position im Fonds. Die Erklärung: Software und KI spielen auch in dieser Branche künftig eine entscheidende Rolle. Das Auto der Zukunft ist eher ein rollender Computer. Weitere Schwergewichte sind der Chip-Hersteller On Semiconductor sowie der Internetkonzern Meta.
Top-Werte im Monega-Fonds sind Nvidia und Elmos Semiconductor mit einem Gewicht von jeweils 2,5 Prozent. Das US-Unternehmen Nvidia hat eigenen Angaben zufolge den Grafikprozessor erfunden und gehört heute zu den weltweit führenden Anbietern von KI-Computing. Elmos wiederum ist ein deutscher Halbleiterhersteller, der stürmisch wächst und gerade Rekordzahlen bei Umsatz und Gewinn veröffentlich hat. In der KI-Branche geht es halt lebhaft zu. Und mit Technologien wie ChatGPT nehmen Tempo und Dynamik weiter zu.