Neuer Akteur sorgt für Bewegung am Fondsplattform-Markt
Fondsplattformen sind ein integraler Bestandteil der Vertriebskette in der Finanzberatung und daher wichtige Partner der Vermittler. Am 1. Dezember 2022 ist mit der Fondsplattform Morgenfund ein weiterer Wettbewerber hinzugekommen. Das Joint Venture von Blackfin Capital Partners und der DWS führt die Investmentplattform IKS des größten deutschen Fondsanbieters weiter und öffnet sie für weitere Kapitalverwaltungsgesellschaften, also stärker als in der Vergangenheit auch konzernfremden Fondshäusern.
Nach Angaben von Morgenfund-Chef Rudolf Geyer, früher langjähriger Chef der European Bank for Financial Services (Ebase, künftig FNZ Bank) wolle man mit „sehr attraktiven Konditionen“ bei Finanzanlagenvermittlern, Vertrieben und institutionellen Anlegern punkten. Angeschlossene Partner haben das Preis- und Leistungsverzeichnis der Plattform inzwischen erhalten. Es kann auch auf der Morgenfund-Homepage eingesehen werden.
Digitale Services auch für Vermittler
Was das Joint Venture für den Markt bedeutet, muss sich erst zeigen. Nach eigener Aussage will Morgenfund durch ein modernes Plattformkonzept digitale Anlagelösungen mit Services für Vertriebspartner, institutionelle Anleger und Privatkunden verbinden. Neben dem Produktuniversum soll es auch regulatorische und technische Lösungen für effizienten Vertrieb geben.
Ein Problem sei, dass die Plattform nur eine begrenzte Anzahl von Fonds außerhalb der DWS-Palette gelistet hat, räumt Geyer ein. "Dies werden wir ändern“, kündigte er an. Für Bestandskunden unter den Kunden und Vertriebspartnern solle sich am Pricing nichts Wesentliches ändern, versprach er.
Kunden mit Fremddepots preislich im Nachteil
Auffällig am Preis- und Leistungsverzeichnis für Privatanleger ist jedoch, dass Depots rein mit Fonds der DWS-Gruppe im Preis für die jährliche Depotführung begünstigt sind. Das „Depot Classic“ kostet danach 12 Euro pro Jahr, während das „Depot Plus“, in dem auch Fonds anderer Anbieter enthalten sind, 50 Euro kostet. Solche Preisunterschiede für die Jahresdepotgebühr gibt es auch bei den entsprechenden reinen Online-Depots, die 8 Euro für DWS-Fonds bzw. 45 Euro für Fonds auch anderer Anbieter kosten.
Damit liegt man preislich in etwa auf dem Niveau der Fondsplattform Moventum und etwas höher als Fondsdepotbank (gehört inzwischen auch der FNZ Bank) und FFB. Das Pricing bei Fondsplattformen dürfte sich durch den Newcomer vorerst wenig ändern, zumal auch die anderen Plattformen digitale Depotführung anbieten. Zur Zahl der bestehenden Depots machen nicht alle Plattformen Angaben. Marktführer Ebase nennt über eine Million, die Fondsdepotbank rund 900.000, FFB 650.000 und die DAB rund 430.000.
Servicegebühren eingepreist
Vermittler bekommen von den Plattformen Servicegebühren. Auch hierzu gibt es kaum vergleichbare Angaben. Während Bank Zweiplus, Comdirekt und DAB 100 Prozent für Berater zahlen, sind es bei Ebase 12 Euro je Auftrag. Spezielle Angebote für Honorarberater offerieren nach eigenen Angaben alle Fondsplattformen.
Kunden können demnächst wohl weitere digitale Anlagelösungen mit Services für 34f-Vermittler erwarten. Bislang gibt es vorwiegend Tools für Reporting und Auswertung (Bank Zweiplus), ein Handels- und Verwaltungs-Frontend (Comdirekt), ein Portfoliomanagementsystem und Mifid-II-Services (DAB sowie Fondsdepotbank), Modellportfolios (FFB) und Analyse-Tools, frei konfigurierbares Reporting sowie Vermögensverwaltungsmodelle (Moventum). Ob die die FNZ die beiden Marken Ebase und Fondsdepotbank zu einer Plattform verheiratet, ist noch offen.