Schadenfall der Woche

Millionenklage wegen 50 Jahre alter Nacktszene

Eine „Romeo und Julia“-Verfilmung aus dem Jahr 1968 wird zum Gegenstand einer 500-Millionen-Dollar-Klage. Dabei führen die beiden Hauptdarsteller Vorwürfe von sexuellem Missbrauch und Betrug ins Feld.

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12:01 Uhr | 05. Januar | 2023
Millionenklage wegen 50 Jahre alter Nacktszene

Fünfeinhalb Jahrzehnte hätten sie „seelische Qualen und emotionalen Schmerz" durchlitten: So begründen die beiden Schauspieler Olivia Hussey und Leonard Whiting ihre Klageschrift gegen Paramount. | Quelle: procontra

Dieser Promi-Prozess wirbelt jahrzehntealten Filmstaub neu auf: Sexueller Missbrauch, sexuelle Belästigung und Betrug – das sind laut dpa die Anschuldigungen einer Klageschrift, die die beiden Schauspieler Olivia Hussey und Leonard Whiting nun gegen die US-Filmproduktionsfirma Paramount eingereicht haben.

Die beiden Akteure spielten in einer 1968 erschienen Verfilmung des Shakespeare-Klassikers „Romeo und Julia“ die Hauptrollen. Nun – knapp 50 Jahre später – entpuppt sich eine Nacktszene aus dem Film, in der die Brüste Husseys und der Po Whitings zu sehen sind, als Stein des Anstoßes. Da die Szene ohne vorherige Zustimmung gefilmt worden sei, verlangen die beiden Schauspieler stattlichen Schadensersatz: 500 Millionen Dollar soll die Produktionsfirma für die angeblich unerlaubte Veröffentlichung der Nacktsequenz bezahlen.

„Seelische Qualen und emotionaler Schmerz"

Der genaue Hintergrund: Während der Dreharbeiten waren Hussey und Whiting Teenager, sie 15 und er 16 Jahre. In der Klageschrift geben sie an, damals ohne ihr Wissen nackt gefilmt worden zu sein. Regisseur Franco Zeffirelli habe ihnen zuvor zugesichert, dass er sie mit hautfarbener Unterwäsche filmen werde. Am Tag des Drehs soll er ihnen jedoch mitgeteilt haben, dass sie stattdessen Körper-Make-up bekämen, die Kamera aber so aufgestellt werde, dass keine nackten Stellen zu sehen seien. Letztlich habe er sie zu der Szene überredet und gesagt, der Film würde ohne die Szene scheitern. Damit habe die Produktionsfirma gegen Gesetze gegen die Ausbeutung von Kindern verstoßen.

Die Schadensersatzhöhe begründen die beiden Darsteller damit, dass sie in den fünfeinhalb Jahrzehnten nach Veröffentlichung des Films „seelische Qualen und emotionalen Schmerz“ erlitten hätten. Zudem seien ihnen danach keine größeren Rollen mehr gelungen, was auf die Nacktszene zurückzuführen sei. Die Klage wurde unter Maßgabe eines kalifornischen Gesetzes eingereicht, mit dem die Verjährungsfrist für mutmaßlichen Kindesmissbrauch vorübergehend ausgesetzt wird. Regisseur Zeffirelli starb 2019. Die Paramount Studios äußerten sich zu den Vorwürfen bislang nicht.

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Nach ihrem Erscheinen war die Shakespeare-Verfilmung ein großer Erfolg. Der Streifen gewann Oscars für Kamera und Kostümdesign, Hussey und Whiting erhielten den Golden Globe für ihre Leistung als beste Nachwuchsdarsteller. In einem Interview mit Variety hatte die heute 71-jährige Hussey die Nacktszene 2018 noch verteidigt. Darin betonte sie, Zeffirelli habe die Szene geschmackvoll umgesetzt. „Sie war für den Film notwendig“, sagte Hussey damals. Offenbar hat sich ihre Sichtweise gewandelt.