Berufsunfähigkeitsversicherung: Aktuelle Urteile im Überblick
Nicht wenige abgelehnte BU-Leistungsansprüche landen vor Gericht. Wie unterschiedlich und individuell die Streitpunkte sein können, zeigen aktuelle richterliche Entscheidungen zur Berufsunfähigkeitsversicherung.
Jeder fünfte BU-Leistungsantrag wurde 2019 abgelehnt. Manche suchen sich anwaltlichen Rat. Bild: Adobe Stock/Freedomz
Jeder fünfte Leistungsantrag in der Berufsunfähigkeitsversicherung wurde 2019 abgelehnt. Das geht aus der aktuellen Studie von Franke und Bornberg hervor, in die Daten von sieben Versicherern einfließen. Nicht alle Versicherten nehmen diese Entscheidung einfach hin, sondern suchen sich anwaltlichen Rat. So mancher Fall wird vorgerichtlich entschieden, andere Fälle landen vor Gericht, gehen zum Teil über mehrere Instanzen und einige schaffen es bis zum Bundesgerichtshof (BGH). Wir haben drei Urteile aus diesem Jahr zusammengestellt.
Der Kläger erlitt Ende Juli 2016 einen Arbeitsunfall und war seitdem nicht mehr arbeitsfähig. In seinem Vertrag war eine Nachversicherungsgarantie ohne medizinische Risikoprüfung vereinbart, diese nutzte er im Oktober 2016 und verdoppelte seinen Versicherungsschutz auf 1.000 Euro, was der Versicherer bestätigte. Im Dezember meldete der Kläger Leistungsansprüche an, die der Versicherer anerkannte, er zahlte aber nur 500 Euro.
Das sei nicht rechtens, entschied der BGH rund vier Jahre später. Grund ist laut Kanzlei Wirth, die den Kläger vertrat, ein Vertragspassus, nach dem dann eine Berufsunfähigkeit vorliegt, wenn die versicherte Person sechs Monate ununterbrochen außerstande war oder voraussichtlich sechs Monate ununterbrochen außerstande ist, ihren Beruf auszuüben. Nach der rückblickenden ersten Alternative („war“) lag der Versicherungsfall erst vor, als bereits der höhere Betrag vereinbart war. Zudem waren in den Vertragsbedingungen keine Rückwirkungen des Versicherungsfalls auf den Anfang des Sechsmonatszeitraums vereinbart. Bild: Adobe Stock/Nuthawut